Neue Heimat für die Feuerwehr:Lebensrettende Investition

In Herrsching wird das neue Feuerwehrhaus eingeweiht. Nun haben die ehrenamtlichen Helfer und ihre teure Ausrüstung genug Platz

Von Patrizia Steipe, Herrsching

"Feuerwehr Herrsching" - von weither sind die roten Buchstaben an dem lang gestreckten Neubau mit der hellen Klinkerfassade zu erkennen. 5,4 Millionen Euro hat das neue Feuerwehrhaus an der Bahnhofstraße gekostet. Am 1. Mai ist offizielle Einweihung mit Ehrengästen, kirchlicher Segnung und einer Delegation aus der Partnergemeinde Ravina-Romagnano. Einen Tag später, am 2. Mai, ist die Bevölkerung von 11 bis 17.30 Uhr zu einem Tag der offenen Tür eingeladen.

"Wir rechnen damit, dass bis zu 15 Prozent der Bevölkerung kommen werden", meint der Vorsitzende der Freiwilligen Feuerwehr Herrsching, Michael Polednik. Seit dem Spatenstich im März 2013 konnten die Herrschinger den Verlauf des Baus mitverfolgen. Seit Dezember ist er fertig, und die Feuerwehrfahrzeuge stehen in der neuen Garage. Seine ersten Bewährungsproben hat das Gebäude hinter sich. Schließlich rücken die Herrschinger im Schnitt 1,5 Mal pro Tag aus. Mit 35 Alarmierungen waren die Feuerwehrler während des Orkans "Niklas" quasi im Dauereinsatz. Dabei konnten sich die Einsatzkräfte in den geräumigen Umkleiden endlich gleichzeitig umziehen. Auf einem Display an der Wand standen bereits Infos über den Einsatz. Anschließend gab es für alle heiße Getränke und etwas Warmes zu Essen aus der Küche, "das war vorher nicht möglich", erinnerte sich Polednik.

Früher musste die Feuerwehr ihre unterschiedlichen Ausrüstungsgegenstände auf drei Standorte in der Gemeinde verteilen. Jetzt ist alles in einem Haus untergebracht: die Waschhalle, die elf Abstellplätze für Fahrzeuge, Anhänger und Boot, Besprechungs- und Versammlungsräume, das Lager sowie die neue Einsatzzentrale, in der modernste Funktechnik im Wert von einigen hunderttausend Euro steckt, die Werkstatt mit den übersichtlich an der Wand angeordneten Werkzeugen und die Atemschutzwerkstatt mit den Lungenautomaten, die hier gereinigt, befüllt und gewartet werden können. 41 Kilo wiegt eine Atemschutzausrüstung. Damit keiner unter dem Gewicht zusammenbricht, steht regelmäßiges Krafttraining für die 60 Aktiven im großen Fitnessraum auf dem Programm. Dann gibt es noch die Waschanlage mit dem 30 Meter langen Becken zum Reinigen der Schläuche, die dann im alten Schlauchturm zum Trocknen aufgehängt werden können. Architektin Claudia Schreiber war es wichtig, dieses Wahrzeichen als Verbindungsglied zwischen dem Neu- und dem Altbau, der noch saniert werden soll, zu bewahren.

Herzstück des Feuerwehrhauses ist natürlich die Fahrzeughalle. "Hier stehen Fahrzeuge im Wert von einigen Millionen Euro", sagte am Mittwoch Bürgermeister Christian Schiller. Zum Beispiel das 622 000 Euro teure Drehleiterfahrzeug, "eines der modernsten in ganz Deutschland", schwärmte er. Oder der Rüstwagen, der eine halbe Million Euro gekostete hat. Auch ein Mannschaftswagen, den die Feuerwehr mit Sponsoren finanziert hat, hätte schon da stehen sollen. Doch es gab Lieferschwierigkeiten, deswegen hängen nur Fotos von dem Fahrzeug an der Wand.

Beim Tag der offenen Türe können alle Fahrzeuge und Funktionsräume besichtigt werden. Sicherlich werde es dann Besucher geben, die die generelle Frage nach dem Sinn solch teurer Investitionen stellen, vermutet Schiller. Ein Blick auf die Wand im Eingangsbereich werde die Kritiker wohl verstummen lassen. Hier hängen Einsatzfotos vom Pfingsthochwasser, von der Hagelwalze, von Großbränden, Verkehrsunfällen und anderen Unglücksfällen, bei denen die ehrenamtlichen Feuerwehrleute halfen.

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