Neue Heimat der Schifffahrt:Alles unter einem Dach

Finanzminister Markus Söder weiht das neue Verwaltungsgebäude der Seenschifffahrt auf dem Werftgelände in Starnberg ein, wo nun alle Bereiche zusammengefasst sind und auch die Fischerei eine neue Heimat findet.

Von Christine Setzwein

Das 12-Uhr-Läuten ist gerade mal ein paar Minuten alt, als Markus Söder den Dampfersteg Starnberg betritt und zur MS Bernried eilt. Vom Schneetreiben in Berchtesgaden kommt der bayerische Finanzminister an diesem Dienstag ins sonnige Fünfseenland. Und er kommt sehr gerne, hat er doch zwei erfreuliche Aufgaben zu erledigen. Zuerst schaltet er das Wlan-Netz frei, mit dem die Passagiere der weiß-blauen Flotte jetzt kostenlos im Internet surfen können. Dann weiht er in der Kreisstadt die neue Werft ein. Und er weiß natürlich, was die geladenen Honoratioren von Landräten über Bürgermeister bis hin zu Tourismusvertretern von ihm hören wollen. "Der Starnberger See", sagt Söder, "ist einer der schönsten Seen der Welt."

Die Münchner Architektin Claudia Schreiber hat mit viel Holz und Naturstein "ein wunderschönes Gebäude" entworfen, lobte die Starnberger Bürgermeisterin Eva John. Zehn Millionen Euro hat der 2000 Quadratmeter große Werft- und Verwaltungsbau gekostet. Aber nicht nur die Seenschifffahrt hat dort ihre neue Heimat, auch das Institut für Fischerei, Teile der Bayerischen Schlösserverwaltung und die Küche des Schiffs-Gastronomiebetriebs. Insgesamt sind 60 Arbeitsplätze entstanden. Die sechs Schiffe auf dem Starnberger See können 3000 Passagiere befördern.

Söder hatte noch mehr Zahlen parat. So habe die Bayerische Seenschifffahrt auf dem Starnberger See, Ammersee, Königssee und Tegernsee in den vergangenen fünf Jahren sechs Millionen Passagiere gezählt. Seit 2000 seien 26 Millionen Euro investiert worden - ohne Zutun des Steuerzahlers. Auch der Neubau in Starnberg sei aus eigenen Mitteln der Seenschifffahrt finanziert worden. Dank steigender Fahrgastzahlen und einem "leichten Gewinn" sei die Seenschifffahrt zu einem "echten Wirtschaftsfaktor" geworden, sagte Söder. Auf dem Erfolg dürfe man sich aber nicht ausruhen. "Der Wettbewerb um Gäste wird härter", meint Söder. Vor allem der Tourismus in Oberbayern müsse gestärkt werden als direkter Konkurrent von Österreich.

Das kostenlose Wlan-Netz auf den Schiffen der weiß-blauen Flotte soll nun ein weiterer Anreiz sein für Ausflügler und Touristen. Damit könnten nun auf den Schiffen Informationen über die Sehenswürdigkeiten am Ufer abgerufen, der nächste Biergarten gegoogelt oder der S-Bahnfahrplan nachgeschaut werden. Und natürlich könnten Erinnerungsfotos gleich an Freunde und Verwandte in aller Welt verschickt werden. Mondschein-, Gourmet-, Brunch- und Tanzfahrten - vor allem die Erlebnisfahrten auf dem Starnberger See werden immer beliebter. Über eine freute sich der Nürnberger Markus Söder besonders: einen fränkischen Genussabend.

1915 hat der Freistaat die Schifffahrt auf dem Starnberger See erworben. "Wir sind der Tradition der Wittelsbacher verpflichtet", sagte der Minister. So ein Finanzminister sei ja kein einfacher Job, meinte er. Müsse er sich doch auch um Flughäfen, Messen oder die Landesbank kümmern. Aber weil auch die bayerischen Schlösser und die Seenschifffahrt zu seinen Aufgaben gehörten, könne man durchaus von einem "Königsministerium" sprechen. Und welcher Minister im bayerischen Kabinett könne schon von sich behaupten, er sei Kommandant über 33 Schiffe. Das ist die Rolle, die Markus Söder richtig Spaß macht.

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