Geisenbrunn:Neue Brauerei in der Alten Brennerei

Geisenbrunn/Gilching: Brauerei Braukraft

In Geisenbrunn hat Mathias Lottes in der alten Brennerei seine eigene Brauerei Braukraft untergebracht. Am Mittwoch ging es für den gelernten Biersommelier, der im Berufsleben Flugkapitän ist, los.

(Foto: Nila Thiel)

Der Pilot Mathias Lottes produziert in Geisenbrunn sieben Craftbiere. Schon bald bekommt er dort einen prominenten Nachbarn: den Biersommelier Markus Sailer.

Von Astrid Becker, Geisenbrunn

Mathias Lottes ist einer der Männer, die gern einen Kochlöffel in die Hand nehmen. Allerdings nicht, um damit Saucen, Suppen oder Milchreis zu kochen, sondern Bier. Aus dem einstigen Hobbybrauer ist nun ein Brauereibesitzer geworden. Seit Mittwoch stellt der 45-Jährige sein Bier unter der Marke "Braukraft"in der Alten Brennerei in Geisenbrunn her - die sich sukzessive ohnehin in ein Zentrum des Bieres verwandeln wird.

Noch ist davon allerdings nicht viel zu merken, zumindest nicht von außen. Ein wenig verlassen wirkt das alte Gebäude noch auf den ersten Blick. Wer allerdings den östlichen Teil des Gemäuers, also in Richtung Geisenbrunn, betritt, sieht, dass hier wieder Leben eingezogen ist. Dort riecht es an diesem Mittwochmorgen nach Maische, allerdings ist es eher ein feiner Duft, nicht der etwas aufdringliche Geruch, wie er oft großen Brauereien entweicht.

Mathias Lottes hat seinen allerersten Sud in seiner neuen Braustätte angesetzt. Ein obergäriges Bier, in der Rezeptur ähnlich einem Kölsch, soll es werden. Sud-Terrain heißt die Sorte. Wenn man Lottes fragt, warum er ausgerechnet damit seine Braustätte in Betrieb nimmt, hat er gleich eine, für ihn in diesem Kontext typische Antwort parat: "Weil ich darauf Lust habe." Und das ist das Besondere an dieser kleinen Craftbier-Brauerei.

Denn seinen Lebensunterhalt bestreitet der 45-Jährige mit etwas ganz anderem: Er ist Pilot, genauer gesagt sogar Flugzeugkapitän. Erst vor ein paar Tagen ist er aus Tiflis/Georgien zurückgekommen, am Samstag fliegt er nach Kittilä in Finnland. Mittelstreckenflüge, das ist es, was ihm an der Fliegerei mittlerweile am meisten Spaß macht, wie er sagt. Wenn er in einer der vielen Städte, in die es ihn berufsbedingt verschlägt, freie Tage hat, probiert er gern die Biere von dort. Das brachte ihn letztlich auch auf die Idee, selbst Bier zu brauen. Vor zehn Jahren war das. Er lernte nicht nur das Brauen selbst, sondern absolvierte auch die Biersommelierausbildung bei Doemens.

2013 gründete er dann seine Biermanufaktur "Braukraft". Im Keller seines Wohnhauses experimentierte er dafür mit verschiedenen Rezepturen. Das sei auch mal schiefgegangen, erzählt er. Dann landete der Sud im Ausguss. Und Lottes begann wieder von vorne. Sieben Eigenkreationen sind daraus geworden, die er unter dem Namen "Braukraft" vertreibt - auf recht witzige Art.

Um jede Sorte hat er meist erfundene Geschichten gestrickt, mit denen er mit dem in Zusammenhang mit Bier so gern bemühten Begriff der "Tradition" spielt. Zum Beispiel, wenn er sein "P.Orter" beschreibt - ein ebenfalls obergäriges malzaromatisches Bier: "Pumuckel Orter, Braumeister aus dem Jahre 1819, hatte 2 Probleme: 1. seinen Namen; 2. seine Kundschaft. Das Bier schmeckte vorzüglich, aber niemand wollte es von einem Mann namens Pumuckel kaufen. Doch Orter war sehr clever und nutzte schnell nur noch die Initiale seines Vornamens. Von da an rissen sich die Menschen um sein Bier. Wir sind an das Originalrezept des P.Orter gekommen."

Kunden bitten ihn um spezielle Kreationen

So steht es auf Lottes' Homepage, über die die Biere auch zu beziehen sind. Viele Kunden im Getränkehandel hat er damit schon erreicht, aus Norddeutschland oder auch aus Frankreich, wo er sogar Kunden hat, die ihn um eigene, nur für sie kreierte Bierspezialitäten bitten. In der Region allerdings ist er im Einzelhandel noch wenig anzutreffen: "Ich mache aber keine Werbung bisher und habe noch nicht dort vorgesprochen."

Dennoch ist die Nachfrage wohl groß genug, um aus seiner heimischen Kellerbrauerei nun eine richtige Zehn-Hektoliter-Braustätte werden zu lassen. Zwei Jahre dauerte es, bis Lottes mit dem Brauen in der Alten Brennerei beginnen konnte. Brautechnologe Kaixiang Yu aus China steht ihm zur Seite und ist da, wenn sich Lottes wieder hinter den Steuerknüppel eines Passagierflugzeuges setzen muss.

Was die beiden als nächstes brauen? "Das, worauf ich grad Lust habe", sagt Lottes, dessen ganze Familie hinter seiner Brauerei steht. Bald bekommt er dort übrigens noch einen prominenten Nachbarn: In die angrenzenden Räume will der ehemalige deutsche Meister unter den Biersommeliers, Markus Sailer, einziehen und dort eine Genussakademie eröffnen.

Geisenbrunn/Gilching: Brauerei Braukraft

Die Etikettiermaschine läuft nun auf Hochtouren.

(Foto: Nila Thiel)
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