Das geht mir so richtig an die Nieren: "Johannisfeuer werden zur Todesfalle für Igel." Oh Gott, oh Gott. Das hab' ich noch gar nicht gewusst. Die armen Stachelträger rennen alle auf ihren kurzen Stummelbeinchen mit ihrer ganzen Kinderschar in die fetten Reisighaufen und bedenken dabei nicht, dass sie aufgeschichtet wurden, um schnellstens wieder abgebrannt zu werden. Beim alljährlich Sonnwendfeuer nämlich. Von den armen Spinnen, Regenwürmern und Vögel, die sofort Nester basteln, will ich gar nicht erst reden. Auch nicht von den vielen netten Stechmücken, die womöglich grausam in den Flammen ums Leben kommen. Da wäre es doch weitaus humaner und irgendwie persönlicher, die Blutsauger einfach an die Wand zu klatschen.
Ein dickes Lob gebührt an dieser Stelle meinem alten Freund, dem Guckelsberger Horst, Kreischef vom Landesbund für Vogelschutz. Er hat mir die Augen geöffnet. Darum verspreche ich ihm hier feierlich, dass ich mich nicht mehr auf Sonnwendfeiern im Landkreis herumtreiben werde. Und natürlich will ich dort auch kein einziges Bierchen mehr schlürfen und mich des Lebens freuen. Nein, damit ist es vorbei. Und wenn es mir irgendwann noch mal passieren sollte, dann werde ich ein sagenhaft schlechtes Gewissen haben. So wie damals, als ich meiner Oma mit einem Apfel das Küchenfenster eingeschmissen habe. War übrigens ein ausgezeichneter Schuss. Das macht mir so leicht keiner nach. Nur schade, dass bis heute niemand weiß, dass ich es war, der so unvergessen und meisterhaft zielen konnte.
Aber ich schweife ab. Es geht hier nicht um ein läppisches Küchenfenster von der ollen Oma, sondern ums nackte Überleben. Und darum, so rät zumindest der Landbund für Vogelschutz, sollten diejenigen, die jetzt immer noch Lust auf Sonnwendfeuer haben, so es sie überhaupt gibt, die Reisighaufen kurz vor dem Anzünden noch einmal umschichten. Oder die untersten 50 Zentimeter des Haufens mit einem Gartenschlauch einwässern. Super Ratschläge finden Igel, Schneck, Spinnentier und ich