Der Staat Wannopolis am Starnberger See im Sommer 2025. Auf einem mit Baken abgesperren Gehsteig sitzen zwei Herren und der Hund Elli auf goldfarbenen Campingstühlen. Die Männer machen Pause, sie tragen altertümliche Kostüme und Schwerter. Beide trinken Hugo aus großen Humpen. Bei dem einen handelt es sich um Ex-Bürgermeister Dr. jur Stephan Wanner, bei dem anderen um seinen Freund Dieter Ulrich. Einmal kommt ein elegant gewandeter Bettler vorbei und bittet vergeblich um einen Wanntaler. Ihm folgt ein Wanderchor nach, der mit dem Ruf "Leute, eilt zum Spiele, es gibt der Karten nicht mehr viele" durch die Straßen zieht.
Ulrich: Bin ich froh, dass wir diese blöde Fischerhochzeit abgeschafft haben. Was war das doch für ein schwiemeliger kleinbürgerlicher Käse! Diese unsäglichen Texte. Und die dämlichen Kostüme erst.
Wanner: Männermord war das.
Ulrich: Da sind unsere Kohlhaas-Festspiele schon schmissiger. Pferde, Reiter, Brände, Raub, Plünderung und vor allem: Gerechtigkeit. Das will das Volk doch sehen. Und dich in der Hauptrolle!
Wanner: Genau. "Fiat iustitia, et pereat mundus." Frei übersetzt: Es soll Gerechtigkeit geschehen, und wenn die Dings, äh, Welt daran zugrunde geht.
Ulrich (Verständnis heuchelnd): Sehr richtig. Und ohne dich stünden wir heute nicht da, wo wir jetzt sitzen. Wer hätte das vor zehn Jahren gedacht: Aus der läppischen Gemeinde Tutzing wird eine Enklave, bevölkert fast ausschließlich von Juristen. Ein Staat wie der Vatikan mit eigener Währung, eigener Briefmarke, eigener Gerichtsbarkeit und dem neuen Nationalgetränk Hugo. Was für eine Erfolgsgeschichte!
Wanner: Ja, der Gang durch die Instanzen war nicht gerade billig, aber letztlich hat sich gezeigt: Einen Stephan Wanner wählt keiner so einfach ab. Der gibt nie auf, der wirft sich nicht in den Staub, der zieht das Flammenschwert der Strafanzeige. Und kommt zurück!
Ulrich: Wie ein Bumerang?
Wanner: Hoch zu Ross!
Ulrich: Ist die Rache nicht eigentlich der kleine Bruder der Gerechtigkeit?
Wanner: So wird es wohl sein.
Ulrich: Was ist unser nächstes Projekt, Stephan? Die Dienstvereinbarung zur Nutzung der Dienstpferde, kurz: DVzNdD, die auch die Verwendung von Sommer- und Winterhufen regelt?
Wanner: Mal sehen. Was hältst du von einem Stephansdom?
Ulrich: Mensch, dass ich da nicht selber draufgekommen bin!