Manche Bürgermeister, das ist meine Erfahrung der vergangenen Wochen, können recht philosophisch werden. Ganz ehrlich. Kein Fake. Erst kürzlich meinte der Weßlinger Gemeindechef Michi Muther, dass der Mensch ein Gewohnheitstier sei. Er meinte natürlich nicht den Menschen an sich, sondern jenen Typus, der am Steuer seines Wagens sitzt und wieder einmal durch die Weßlinger Hauptstraße fährt und nicht die neue Umfahrung nutzt - eben aus reiner Gewohnheit. Ich bitte die gedankliche Tiefe zu beachten. Der Gilchinger Grünen-Politiker Peter Unger, der in solchen Dingen sehr kritisch ist, würde den Pendler als einen Menschen bezeichnen, der nur aus der Scheibenwischer-Perspektive die Welt kennt und daher ein sehr eindimensionales Wesen darstellt. Wahrscheinlich, um Ungers Gedanke aufzugreifen, liegt es auch daran, dass so wenige Autofahrer die Weßlinger Umfahrung nutzen.
Da wir in dieser Kolumne unter uns sind und es um Gewohnheiten geht, fällt mir spontan Eva John ein. Das ist die Starnberger Bürgermeisterin, die sich so ausdauernd und beharrlich mit dem Landratsamt zofft, dass es eine Freude ist. Zum Beispiel wegen der Zahl der Stellplätze. Nun muss ich sagen, dass auch sie nicht frei von Gewohnheiten ist, ganz egal, ob sich die Dinge geändert haben oder nicht. Jeder kennt das Starnberger Hallenbad samt Badegelände, genannt Wasserpark. Ein gut eingeführter Name, ein Synonym für Spiel, Sport und Spaß. Leider gehört dieser Name der Vergangenheit an. Voriges Jahr gab es einen Wettbewerb, den die Stadt ausrief, um dem neugestalteten Wasserpark einen besseren Namen zu geben. Herauskam als Sieger: Seebad. Bürgermeisterin John persönlich beschenkte die Gewinner mit einer Jahreskarte. Mit dem neuen Namen scheint sie aber selber noch Probleme zu haben. In den Ausschusssitzungen spricht sie weiter vom Wasserpark, was zeigt: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, denkt auch Euer Nepomuk