Nepomuk:Fünf vor Zwölf in Wörthsee

Höchste Eisenbahn, sagt die Kirchenuhr. Aber warum eigentlich?

Von EUER NEPOMUK

Seid Ihr eigentlich auch so neugierig wie ich? Ich will immer alles genau wissen. Was die John Evi zum Beispiel wirklich denkt über die Krakeler im Stadtrat. Oder warum die Bayern einen Seehofer zum Ministerpräsidenten wählen. Aber natürlich liegt mir, als Geist, der seine Nase in alle Töpfe stecken möcht', auch die Welt am Herzen. Kürzlich bin ich zum Beispiel über die Atomkriegsuhr gestolpert. Was, die kennt Ihr nicht? Freunde, das muss man doch wissen.

Gut, ich sag's Euch. 1947 hat die britische Zeitschrift Bulletin of the Atomic Scientists zum ersten Mal eine symbolische Atomkriegsuhr veröffentlicht. Sieben vor Zwölf war es seinerzeit, die Atomwissenschaftler wollten damit zeigen, wie groß das Risiko ist, dass sich die Menschheit selbst vernichtet. Einmal im Jahr treffen sich seitdem die klugen Köpfe und entscheiden, um wie viele Minuten sich der Zeiger bewegt. Seit Januar 2015 ist es Drei vor Zwölf, das schaut nicht gut aus. Da fahr' ich doch gleich mal nach Wörthsee, in die schönste Gemeinde im wunderschönen Fünfseenland. Da bleiben uns immerhin zwei Minten mehr bis zum Weltuntergang. Fünf vor Zwölf zeigt die große Uhr am katholischen Pfarrheim, und das schon seit Monaten.

Ich möchte zu gern wissen, was uns Pfarrer Andreas Miesen damit sagen will. Aber er ist gerade schwer zu erreichen. Muss sicher Geld sammeln oder ein Grundstück verkaufen für die arme Kirchengemeinde. Oder er ist auf dem Weg nach Mailand zum Krawattenkaufen. Darum grüble ich schon die ganze Zeit, was es mit diesem Fünf vor Zwölf auf sich haben könnte. Gary Cooper wusste es ganz genau, was ihn Punkt Zwölf erwartet. Quälend langsam vergingen die Minuten bis High Noon und bis der tapfere Marshal Will Kane ganz allein seinem Todfeind Frank Miller und dessen Gangsterbande gegenübersteht. Aber Gangster gibt es nicht in Wörthsee, zumindest keine bekannten. Warum steht die Kirchenuhr dann auf Fünf vor Zwölf? Höchste Eisenbahn für die erste Halbe Bier und drei, vier Weißwürscht? Oder ist höchste Eile geboten für die nächste Klage der Gemeinde? Wörthsee hat sich bisher nur mit Weßling angelegt, noch nicht mit Inning, Andechs, Seefeld oder Gilching. Jetzt aber sputen, rät

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