Nepomuk:Frieren mit Michi

Wer Gemeinderat werden will, braucht vor allem eines: Eine gute Kondition

Von Eurem Nepomuk

Das sind harte Zeiten. Wirklich. Ich weiß, wovon ich spreche. Also: Ich möchte kein Gemeinderat, ja nicht mal ein Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin sein. Wenn ich da an früher denke. Wie war das noch gemütlich. Im Gilchinger Gemeinderat zum Beispiel gab es keine Bürgersprechstunde, dafür aber eine Bedienung, die Getränkewünsche der Gemeinderäte und des Bürgermeisters auf einem Block notierte. Nach zehn Minuten wurden Weißbiere und Helle serviert, es gab kräftige Schlucke und zufriedene Mienen. Nun konnte die Tagesordnung mit all ihren wichtigen und unwichtigen Punkten angegangen werden. Dass das belastete Gilchinger Trinkwasser schon damals ein Dauerthema war, mag zum Bierkonsum beigetragen haben. Jedenfalls hätte es mehr als ein großes Murren unter den Gemeinderäten gegeben, wenn zu wenig Flüssiges kredenzt worden wäre oder zu wenig davon im Sitzungssaal vorhanden war. Starnberger Stadtrats-Verhältnisse hätten in Gilching zu einer Revolution geführt. Da bin ich mir sicher.

In der Kreisstadt ist sowieso eine gute Kondition Voraussetzung dafür, dass man als Stadtrat durchhält. Bis 1 Uhr in der Nacht kann es schon mal dauern. Zudem ist Flexibilität höchst wünschenswert, weil sich nicht nur die Sitzungstermine ständig ändern oder plötzlich anberaumt werden, auch der zeitliche Sitzungsbeginn weist eine gewisse Schwankungsbreite bis zu zwei Stunden auf. Kein Wunder, dass die Stimmung nicht immer die beste ist.

In Weßling, in meinem Lieblingsort, dort, wo die beiden Michis (Muther und Sturm) das Sagen haben, fängt jeder Gemeinderat oder Bauausschuss um 19.30 Uhr an, ganz egal ob ein Champions-League-Spiel angesetzt ist oder die Feuerwehr ausrückt. Eine einzige Ausnahme gibt es: der Umweltausschuss. Hier trommelt der Sturm Michi, seines Zeichens Vizebürgermeister, seine Leute schon um 18 oder 19 Uhr zusammen. Beim letzten Mal war es 19 Uhr und der Ortstermin war wieder einmal am Weßlinger See. Dass es minus vier Grad kalt war und auch noch stockdunkel, war dem Michi wurscht. In dieser Hinsicht zeigt er, dass er ein knallharter Vize sein kann. Die Gemeinderäte froren wie die Schneider, Roland von Rebay, der sonst gerne redet, mahnte zur Eile - vergeblich. Nein, ich will kein Amt haben, weiß jetzt

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