Es gibt Veränderungen, die kein Mensch versteht. Zum Beispiel die Elektronik. Der schöne Dampfer Starnberg, der eigentlich ein Katamaran ist (ebenso unverständlich) würde seit vielen Jahren unfallfrei über den Starnberger See tuckern, könnte sein Kapitän die Kraft des Dieselmotors noch händisch bedienen und nicht der Elektronik überlassen. Diese tendiert bekanntermaßen dazu, das Schiff gerne gegen irgendwelche Stege oder Poller knallen zu lassen, als müsste sie Crashtests simulieren. Wahrscheinlich war zusätzlich noch ein Hacker am Werk mit der Vorliebe für spannende Fahrten.
Ebenso ist mir die neue Mode unverständlich, die derzeit unter jungen Männern herrscht: der Vollbart. Ich gebe zu, ich hatte in grauer Vorzeit sogar einmal einen Rauschebart, wie man damals sagte, aber das ist eben lange her. Wirklich gut sah ich mit dem Ding im Gesicht nicht aus, dafür aber gefährlich. Jedenfalls glaubte ich das. Aber es gibt halt solche Phasen, wenn man jung ist. Früher trugen halt nur alte, weise Männer das Gestrüpp im Gesicht. Zum Beispiel Martin Fink aus Gilching. Der Chef der Starnberger Waldbauern, der für die CSU im Kreistag sitzt und sogar einmal für ein paar Monate Landtagsabgeordneter war, ist zeitlebens ein Vollbartträger. Ich muss leider korrigieren: war ein Vollbartträger. Denn der Bart ist ab. Ich weiß nicht, was ihn dazu bewogen hat, ein Waldbauer ohne Bart, das ist wie eine Wiese ohne Blumen oder wie ein Dampfer ohne Unfall. Also eine Unmöglichkeit.
Dabei hat Fink doch in Landrat Carlo Roth ein schönes Vorbild: Er trägt mit Stolz seinen Fünf-Tage-Bart. Was mich allerdings völlig ausflippen lässt, ist die Tatsache, dass Finks Bart wohl zur FDP im Kreistag gewandert ist. Johannes Puntsch, der Herrschinger Liberale, kommt plötzlich wie ein bärtiger Berliner Hipster daher. Was heißt das schon wieder? Ist das die Bart-Share-Community? Oder geht der Trend zum Wanderbart, fragt völlig verwirrt.