Nepomuk:Der Landrat soll's richten

Bei Karl Roth bimmelt laufend das Handy, dabei bräuchte auch dieser Mensch mal ein Privatleben

Von Eurem Nepomuk

Puh, das Leben kann anstrengend sein! Dabei habe ich es als Geist ja gut, weil mir kein Mensch sagt, was ich zu tun und zu lassen habe. Das entscheide ich ganz allein. Und in dieser Woche habe ich so eine Entscheidung getroffen. Ich dachte, ich mach' mal auf investigativ. Gut, eigentlich mach' ich das ja immer. Aber diesmal habe ich mir etwas Besonderes ausgedacht. Ich habe mich in den Knopf von Landrat Karl Roths Sakko verwandelt.

Da schaut ihr, gell? Mei, ein Geist kann so was halt. Aber was habe ich mir alles davon erwartet? Zum Beispiel, dass ich mitbekomme, wie der Carlo den Josef Pfister von der Notwendigkeit eines größeren Landratsamts überzeugt. Ja, und noch viel wichtiger: Wie er die Klinik Seefeld retten will. Geträumt habe ich das ja schon: Der Karl treibt in Taiwan ein paar Großinvestoren auf, die ganz viel Geld geben. Damit baut er im Pilsensee eine künstliche Insel, stellt das Krankenhaus dorthin und erweitert es um eine Wellnessabteilung, die sich ganz dem Bier widmet, weil das ja so gesund ist und wir im Kreis genug davon haben. Voller Erwartung hab ich also ganz genau hingehört, was der Landrat neulich beim Mittagessen den Bürgermeistern so erzählt.

Aber von wegen Klinik, von wegen Taiwan. Nicht einmal um das Bauproblem seiner Behörde ging es. Dafür um ein älteres Ehepaar. Der Mann hatte seinen Führerschein abgeben müssen. Da glaubten die beiden Herrschaften eben, der Landrat könne dagegen etwas machen. Die Frau, so erzählte Roth, habe ihren Arm auf den seinigen gelegt und gemeint: "Den Führerschein können'S ihm ruhig wieder geben. Ich sitz' ja eh immer daneben und sag ihm, wie er fahren soll." Ich weiß zwar nicht, ob dieses Argument überzeugte, aber nett ist diese Geschichte schon. Jedenfalls netter als alles andere, was ich als Sakkoknopf mitbekommen hab'. Zum Beispiel das Handy vom Landrat.

Permanent klingelt das. Sogar schon in der Früh, wenn der Carlo ins Auto steigt, rufen irgendwelche Leute an. Ob die abgelehnte Gaube an ihrem Reihenhäusl nicht doch genehmigungsfähig wäre, wollen die dann wissen. Wäre ich Landrat, ich hätte das Ding ja schon im See versenkt. Und wenn der Karl heimkommt, so gegen 23 Uhr, hört das immer noch nicht auf, dieses Gebimmele und Gebenze. Mir hat es dann jedenfalls gereicht. Ich hab das Sakko verlassen. Irgendwann ist's ja mal Zeit für ein Privatleben. Bei mir sowieso, aber beim Landrat auch. Da ist sich Einer ganz sicher,

Euer Nepomuk

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