Nepomuk:Abschied vom Fünfseenland

Weil nichts bleibt, wie es war

Von Eurem Nepomuk

Leute, ich mag nicht mehr. Ich ziehe weg - nach Wolnzach oder Bodenmais oder nach Thüringen. Ja, Thüringen ist eine Option. Zum Beispiel "Lichtenhain an der Bergbahn". Da war ich mal und fand es Klasse. Die haben da eine echte Bergbahn, mit der man rauf und runterrauschen kann, und riesige Bratwürste haben sie auch. Und schmecken tun die, sag' ich Euch: ein Traum in Wurst. Da kann sich Starnberg mit seinen 1000 Hamburger-Buden echt verstecken.

Ja, da zieh' ich hin! Schon morgen. Und der Landkreis Starnberg kann mir den Schuh aufblasen. Endgültig. Warum ich so sauer bin? Ganz einfach. Alles, was mir lieb und teuer war, wird einfach unbenannt: Der Starnberger "Wasserpark" soll "Seebad" heißen, der "Bürgerpark" zwischen Bahn und Werftgelände wird zum "Himbsel-Park", und das "Fünfseenland" zur "Region StarnbergAmmersee". Was soll das, frag' ich Euch? Wasserpark klingt doch schön - Wasser zum Planschen und ein Park zum Rumliegen und Tischtennisspielen. Was will der Starnberger mehr?

Gut, über den Sinn des Bürgerparks lässt sich streiten. Der Begriff ist schon etwas banal. Aber ich für meinen Teil bin ein eher schlichtes Gemüt, da war das schon okay. Ich hab' überlegt: Vielleicht will die Stadt mit dem Himbsel-Park auch was für die Bildung tun und Halbwissen erweitern. Der Unternehmer und Baurat Ulrich Himbsel war nämlich ein ganz Schlauer: 1854 hat er die Bahnlinie von Pasing nach Starnberg gebracht - direkt an den See. Da gingen die Passagiere dann direkt an Bord von Himbsels Dampfschiff "Maximilian", das sie über den See juckelte. Echt pfiffig von ihm. So, jetzt habt Ihr wieder was von mir gelernt. Kostenlos und nebenbei.

Was mich aber wirklich erzürnt, ist die Sache mit dem Fünfseenland. Ich habe den Begriff geliebt. Fünf Seen, toll. Wer hat das schon. Gut, im hohen Norden kennt kein Mensch den Pilsen- und den Wörthsee und den Weßlinger See, diese Badewanne, erst recht nicht. Aber was macht das schon? Dann kommen die vom Norden eben nicht zu uns, wenn sie nur den Starnberger See und den Ammersee kennen. Selber schuld.

Tja, jetzt wo ich so nett mit Euch plaudere, werd' ich richtig wehmütig. Ihr wertet mir fehlen. Wer weiß, ob mir in Lichtenhain an der Bergbahn überhaupt einer zuhört? Vielleicht zieh' ich noch nicht morgen hin, sondern übermorgen oder nächsten Monat oder . . . Das reicht doch auch noch, überlegt Euer Nepomuk

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