Naturschutz:Misstrauische Waldbesitzer

Es ist eigentlich eine gute Sache: Die FFH-Gebiete zwischen Eichenallee und Weßling sollen auf ihren Zustand hin begutachtet werden, um ihren Erhalt auf Dauer zu sichern. Die Bauern befürchten aber weitere Einschränkungen

Von Wolfgang Prochaska, Weßling

Einen Managementplan für ein Fauna-Flora-Habitat (FFH) zu entwickeln, hört sich recht harmlos an - vor allem wenn es um die Eichenallee bei Seefeld und die Wälder zwischen Meiling und Weßling geht. Schließlich ist nur vorgesehen, den jetzigen Zustand dieses Gebiets zu erfassen und am Ende zu benoten, um eventuelle Verbesserungsvorschläge für den Erhalt der Biotope zu machen. Doch dieser Plan birgt einigen Konfliktstoff. Das wurde in Weßling bei der Auftaktveranstaltung im Pfarrstadel deutlich.

Eingeladen hatte dazu das Landwirtschaftsamt Weilheim, und zu den Zuhörern gehörten nicht nur Natur- und Vogelschützer, sondern auch Waldbesitzer. Und diese zeigten wenig Begeisterung. Sie befürchten, wie in der Diskussion deutlich wurde, erhebliche Einschränkungen in der Waldbewirtschaftung, als in der Fällung und Anpflanzung von Bäumen. Vor allem das "aktive Verschlechterungsverbot", also die Veränderung des FFH-Gebiets durch andere Baumarten, stieß die Waldbesitzer wie den Gilchinger Martin Fink - er ist auch Vorsitzender der Waldbauern - gehörig auf. Es ist die einzige Auflage, die Sanktionen nach sich ziehen könnte. Eine Verschlechterung stellt beispielsweise dar, wenn der Waldbesitzer sogenannte Biotopbäume oder Spechtbäume fällt. Oder eine andere Baumart hochkommen lässt, die er "aktiv" dort pflanzen ließ. Auch die Beschränkungen beim Befahren des Waldes ist den Waldbauern nicht geheuer. Die Spannungen zwischen Forstbehörde und Waldbesitzern waren deutlich spürbar. Kein Wunder: Schon bei der Ausweisung der FFH-Gebiete in den vergangenen Jahren hatte es zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz geknirscht. Martin Bachmann vom regionalen Kartierungsteam versuchte die Wogen etwas zu glätten, indem er "Fehler beim Dialogverfahren" einräumte. "Es hat einen Vertrauensverlust gegeben, weil zu sehr von oben herab bestimmt wurde", meinte er. Daraus hätten die Ämter gelernt.

Seefeld Eichenallee

Die Eichenallee bei Seefeld. Sie ist als FFH-Gebiet ausgewiesen, und ihre Qualität als wertvolles Biotop soll nun begutachtet werden.

(Foto: Georgine Treybal)

Konflikte zwischen "Landnutzern und Naturschützern" soll es bei der Entwicklung des Managementplans nicht mehr geben. Diesen will man "gemeinsam" erarbeiten, lautete die Botschaft der Behördenvertreter. Klar ist aber, dass die Umfänge der FFH-Gebiete nicht mehr verändert werden. Seit 1. April sind die Gebietsabgrenzungen fixiert, betonte Bachmann. Jetzt gehe es um eine Bestandsaufnahme der Biotope. Diese wird schätzungsweise zwei Jahre dauern.

In dieser Zeit werden Gabriele Anderlik und Christoph Feiereis, ausgerüstet mit Klemmblock, GPS-Sender und Kamera, durch das 330 Hektar große FFH-Gebiet zwischen Eichenallee und Weßling marschieren und den Zustand nach einem Kriterienkatalog festhalten. Bekanntlich ist die Landschaft um Meiling besonders reizvoll. Es gibt hier Auen- und Buchenwälder, in denen Orchideen-Arten heimisch sind. Auf den Wiesen blühen Frauenschuh und Knabenkraut. Seltene Tierarten wie die Gelbbauchunke kommen in diesem Gebiet ebenso vor wie der Springfrosch oder Kammmolch. Bekanntlich soll im Bereich der Eichenallee auch der Hirschkäfer leben; bislang wurden allerdings nur tote Exemplare gefunden. Möglicherweise haben Anderlik - sie ist für die Wiesen und Freiflächen zuständig - und Feiereis, der sich in den Wäldern umsieht, mehr Glück.

Naturschutz: Erläuterte die Ziele des Managementplans: Martin Bachmann (stehend) vom Kartierungsteam. Daneben Christoph Feiereis und Markus Heinrich (re).

Erläuterte die Ziele des Managementplans: Martin Bachmann (stehend) vom Kartierungsteam. Daneben Christoph Feiereis und Markus Heinrich (re).

(Foto: Ulfers)

Nachdem die Kartierung, also der Ist-Zustand der Biotope abgeschlossen ist, soll der Entwurf vorgestellt werden. Geplant sind danach runde Tische mit den Bürgern. Als Ziel - darauf machte Bürgermeister Michael Muther aufmerksam - soll der Erhalt der Biotope stehen, vielleicht mit Buchen, die 250 Jahre alt werden dürfen.

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