"Nacht der langen Tafel":Weniger Besucher als sonst

Starnberg, Nacht der langenTafel

Sie müssen an diesem Abend ihr Programm auf leisere Töne umstellen: die Musiker der Starnberger Blaskapelle, die auf dem Kirchplatz aufspielt.

(Foto: Georgine Treybal)

Zur "Nacht der langen Tafel" kommen etwa 400 Menschen. Viele der weiß gedeckten Tische bleiben jedoch leer

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Normalerweise haben die Starnberger ja Glück mit dem Wetter. Doch zur Nacht der langen Tafel am Samstag hatte es Petrus nicht gut mit ihnen gemeint. Allerdings sagten die Wetterprognosen eine Besserung voraus und viele Starnberger ließen sich zumindest von der trüben Witterung ihre Stimmung nicht verderben, zumal ja wenigstens laue Temperaturen herrschten. Als allerdings gegen 21 Uhr ein Wolkenbruch niederprasselte, hielten es nur noch ein paar unverbesserliche Optimisten unter dem überdachten Bereich an der Kreissparkasse aus. Viele wechselten auch kurz entschlossen in Cafés und Restaurants, die proppenvoll waren.

Pünktlich zur Eröffnung des Festes hörte es auf zu regnen. Dass die mehr als 200 Bierbankgarnituren, die die Stadt in der für den Verkehr gesperrten Innenstadt im Bereich Wittelsbacher-, Ludwig-, Maximilian- und Zweigstraße aufgestellt hatte, nass waren, daran störte sich niemand. Die Besucher wischten die Tische sauber und rückten die Garnituren kurzentschlossen unter die Vordächer der Gebäude. Wenngleich viele der von der Stadtverwaltung mit weißen Tischdecken und Kerzengestecken geschmückten Tische an diesem Abend leer blieben, feierten nach Angaben von Security-Chef Adi Gabor immerhin rund 400 Starnberger.

Das Fest wurde erstmals zur 100-Jahr-Feier der Stadt veranstaltet. Seither ist es zu einer lieb gewordenen Tradition geworden. Hier verabredet man sich mit Freunden zu einem Ratsch, hier freut man sich Starnberger zu treffen, die man schon lange nicht mehr gesehen hat. Die Besucher flanieren entspannt an Straßen entlang, an denen normalerweise der Verkehr tobt, andere kommen zum Sehen und Gesehen werden. Eine Clique von jungen Mädchen hat sich richtig aufgebrezelt in eleganten Party-Kleidern und High Heels. Dazwischen wuseln Kinder herum, spielen Fangen oder tanzen ungezwungen zur Musik. "Wir werden die Wolken einfach wegblasen", erklärte der Vorstand der Starnberger Blaskapelle, Martin Rüeck. Die Musiker spielen am Kirchplatz auf und die Bänke dort sind alle besetzt. Auch im Bereich der Bands an der Maximilianstraße sammeln sich viele Zuhörer. Am meisten los ist vor dem Feinkostgeschäft Schindler, nicht nur wegen der beliebten Champagner-Bar, sondern auch aus praktischen Gründen. Dort können sich die Besucher bei Regen schnell in eines der vielen Restaurants retten. Claudia Gilson von Feinkost Schindler bedauert lediglich, dass die Mühen, die sie und ihre Helfer sich für das Auf- und Abbauen der Tische vor dem Geschäft gemacht hatten, offenbar umsonst waren. "Aber wenn die Bude voll ist, freuen wir uns."

Marion und Klaus Münch spazieren unter einem großen Schirm die Zweigstraße entlang. "Wir lassen und die Stimmung nicht verderben, es hört gleich wieder auf zu regnen", sind sie überzeugt. "Wir trinken einfach etwas, das hebt die Stimmung dann schon", erklärt auch Elisabeth Kühn. Und ein anderer Besucher meint: "Wenn sich die Stadt schon so viel Mühe macht, muss man schon hingehen, einfach aus Solidarität."

Viele der Besucher haben Picknickkörbe mitgebracht, gefüllt mit edlem Porzellan und feinen Kristallgläsern. Sogar silberne Kerzenständer sind vereinzelt zu sehen. An einem Tisch macht eine Champagnerflasche die Runde, andere haben feine Weine mitgebracht und fahren regelrechte Gourmetspeisen auf. Erst der Platzregen beendet das lockere Fest.

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