Nach der Insolvenz:Safthersteller Perger kann weitermachen

Johannes von Perger ist nur noch Mieter; Johannes von Perger hat den Hof verkauft:

Blickt optimistisch in die Zukunft, obwohl sein Grundstück nebst Firmensitz, Hofladen und Wohngebäuden verkauft worden ist: der insolvente Safthersteller Johannes von Perger. Sein Großvater Maximilian hatte das Areal 1956 erworben.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Ein Unternehmer aus Neuried hat das Grundstück in Breitbrunn gekauft. Auch der Adventsmarkt kann an diesem Wochenende stattfinden.

Von Astrid Becker

Der Stammsitz des insolventen Saftherstellers Perger ist verkauft worden. Am 6. November sei ein entsprechender Kaufvertrag mit dem neuen Eigentümer unterzeichnet worden, gab Johannes von Perger am Dienstag in einer Pressekonferenz bekannt. Über den Preis ist Stillschweigen vereinbart worden, die Rede ist aber von knapp zwei Millionen Euro. Bei dem Käufer handelt es sich um den Unternehmer Josef Schernthaner aus Neuried, der das Gelände zusammen mit seinem Cousin und Geschäftspartner Sigmund Schernthaner erworben hat. Damit geht ein schwieriges Kapitel in der dramatischen Geschichte des Breitbrunner Saftherstellers zu Ende - zumindest vorerst.

Johannes von Perger gibt sich an diesem Dienstag aufgeräumt und recht entspannt. Er erzählt und lacht viel, allerdings hat er auch allen Grund zur guten Laune. Denn der neue Eigentümer sichert ihm gewissermaßen seine weitere Existenz, indem er ihm einen kleinen Teil des etwa zwei Hektar großen Geländes verpachtet. Damit wird Johannes Freiherr von Perger mit seiner Frau Paula auch weiterhin auf dem Grundstück leben und - auch weiterhin dort Saft herstellen können. Ein entsprechender Pacht- und Mietvertrag für Wohn- und Betriebsräume sei zwar noch nicht unterzeichnet worden, mit dem neuen Eigentümer sei er sich aber in den Vertragseckpunkten einig geworden, sagte der 54-jährige Perger.

Dies bestätigte auch Josef Schernthaner. Der 37 Jahre alte Unternehmer, dessen Familie aus Österreich kommt und in Neuried neben einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb auch noch ein Kompostwerk, einen Mietpark sowie ein Kieswerk sein Eigen nennt und 100 Mitarbeiter beschäftigt, mag nach eigenen Aussagen "die Produkte von Perger". Zudem gehöre es nicht zur Philosophie seiner Familie, "jemandem Knüppel zwischen die Beine zu werfen". Schernthaner hat das Gelände zusammen mit seinem Cousin Sigmund gekauft, der auch als Geschäftsführer in mehreren Schernthaner-Firmen auftaucht. Mit dem Kauf des Perger-Grundstücks verfolge er aber private Ziele, betont er. So will Schernthaner relativ zeitnah dort mit seiner Familie leben - im bisherigen, etwa 240 Quadratmeter großen Wohnhaus der Pergers. Diese ziehen dann in eine knapp 80 Quadratmeter große Wohnung im hinteren Teil des Grundstücks um. "Das passt gut, unsere Kinder sind ja schon ausgezogen und wir brauchen nicht mehr so viel Platz", sagt Perger. In der künftigen Wohnung hatte bis vor wenigen Jahren Pergers Vater gelebt. Zuletzt waren die Räume als Feriendomizil vermietet worden. In der an das Wohngebäude angrenzenden Halle will Perger künftig seinen Saft herstellen. Auch der Hofladen soll weitergeführt werden - vorerst noch im selben Gebäude wie bisher. Auch den Adventsmarkt, den Perger seit 15 Jahren veranstaltet und der am kommenden Wochenende wieder mit 30 Ausstellern stattfindet (Freitag, Samstag von 15 bis 21 Uhr und Sonntag 12 bis 20 Uhr), soll es laut Perger künftig geben. Damit scheint die Zukunft des krisengebeutelten Saftherstellers gesichert.

Bereits Pergers Großvater Maximilian hatte sich als Safthersteller in der Region einen Namen gemacht. Unter Johannes von Perger entwickelte sich die Saftmarke zunächst recht erfolgreich. Doch als er weiter expandieren wollte, ging es rapide bergab. Er hatte 2012 eine Genossenschaft mit 400 Anlegern gegründet und so ein Kapital in Höhe von 1,6 Millionen Euro zusammenbekommen. Doch dann kam es zum Zerwürfnis,bei dem es um ungeklärte Nutzungsrechte, Leergut, fehlende Absprachen und eine teure und überdimensionierte Abfüllanlage ging. Die Folge waren gleich mehrere Insolvenzen: die von Pergers zwei Altbetrieben, die der Genossenschaft und die des Privatmanns Perger. Die vier Verfahren sind noch nicht abgeschlossen.

In die Privatinsolvenz-Masse gehörte jedoch auch das wohl Wertvollste aus Pergers Besitz: der Sitz seiner Familie in Breitbrunn, wo Perger seit zwei Jahren mit einer neuen Saftfirma, für die er lediglich als Geschäftsführer auftritt, einen Neuanfang wagte. Im selben Jahr hatte dann Insolvenzverwalter Mirko Möllen von der Kanzlei Pluta das etwa zwei Hektar große Areal erstmals über einen Makler auf Ebay und in Immobilienportalen zum Kauf angeboten - damals für 2,7 Millionen Euro. Es meldeten sich wohl auch diverse Interessenten, doch niemand wollte offenbar so viel Geld für ein Gelände bezahlen, das sich im Außenbereich befindet und quasi nur landwirtschaftlich genutzt werden darf.

Der Preis für das Objekt wurde daraufhin im Internet auf 1,95 Millionen Euro gesenkt. Ob Schernthaner auf diese Summe noch einmal einen Nachlass erhalten hat, ist nicht bekannt. Eines hingegen schon: Vom Erlös aus diesem Verkauf werden vor allem die sogenannten Grundpfandgläubiger profitieren, wie aus der Kanzlei Pluta zu hören ist. Hinter diesem sperrigen Begriff verbergen sich in der Regel Banken. Die Genossen, die sich um ihr Erspartes gebracht fühlen, werden aber wohl leer ausgehen.

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