Musik:Schätze für Archiv und Bühne

Musik: Blues, Boogie und Zydeco bietet der Gautinger Ludwig Seuss mit seinem Quintett am 17. Februar im Feldafinger Bürgersaal. Sein Auftritt gehört zum Winterprogramm des Vereins "Jazz am See".

Blues, Boogie und Zydeco bietet der Gautinger Ludwig Seuss mit seinem Quintett am 17. Februar im Feldafinger Bürgersaal. Sein Auftritt gehört zum Winterprogramm des Vereins "Jazz am See".

(Foto: Lothar Heigl)

Bernhard Sontheim, Chef von "Jazz am See", hat für das Archiv noch fehlende Platten des Labels MPS erworben. Derzeit plant er schon das Konzertprogramm für die nächste Saison

Von Otto Fritscher, Feldafing

Bernhard Sontheim freut sich diebisch: "Gerade die Japaner kaufen alles, was nicht bei Drei bei ,Jazz am See' ist", sagt der Vorsitzende des Vereins in Abwandlung des bekannten Sprichworts. Sontheim aber war offensichtlich hellwach und hat den asiatischen Sammlern das weggeschnappt, was den Feldafinger Jazzfreunden noch fehlte: Platten des weltweit bekannten Jazzlabels MPS (Musikproduktion Schwarzwald), das von 1966 bis 1983 insgesamt knapp 520 Schallplatten-Produktionen herausgegeben hat. "Wir besitzen jetzt die komplette MPS-Sammlung und dürften damit die einzige öffentliche Institution sein, die das hat." Bei Ebay oder auch in speziellen Internet-Foren hat Sontheim die Raritäten ergattert, 6500 Euro hat der Verein im vergangenen Jahr für die Aufstockung seines Archivs verwendet. Dies gab Sontheim bei der Jahreshauptversammlung des Vereins kürzlich bekannt. Und zudem hat Jazz am See 10 000 Euro in den Ausbau seiner Tonanlage investiert, mit der das Publikum bei Konzerten im Feldafinger Bürgersaal beschallt wird. "Für unser Archiv sammeln wir aber nicht nur Platten und CDs, sondern auch Bücher, Kalender und alles, was mit Jazz zu tun hat", sagt Sontheim. Er wurde ebenso wie die anderen Vorstandsmitglieder einstimmig wiedergewählt: 2. Vorsitzender ist Matthias Helbig, Kassier bleibt Robert Tratzmüller, Schriftführerin ist Hildegard Schröder und als Beisitzer fungieren weiterhin Walter Dreßl und Gottfried Keller.

Nächstes Jahr wird Jazz am See 15 Jahre alt. Grund genug für Sontheim, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Bei den Besucherzahlen gab es 2015 einen "unerklärlichen Einbruch": Es kamen nur 794 Besucher zu den Konzerten, im Durchschnitt 86. Im Jahr 2016 waren es dann schon 1336 Konzertbesucher, 132 pro Aufführung. "Und heuer haben wir bis jetzt einen Durchschnitt von 139 Besuchern erreicht", freut sich Sontheim. Das tut der Kasse des Vereins gut: die Rücklagen betragen mittlerweile immerhin rund 15 000 Euro.

Zur Zeit ist Sontheim damit beschäftigt, das Programm für die Saison 2018/19 zu planen. Das Weihnachtskonzert wird dann Dieter Ilgs Trio zum Thema "B.A.C.H" spielen. Und ganz besonders stolz ist Sontheim auf eine Entdeckung, die er beim Jazzfestival in Saalfelden gemacht hat: den amerikanischen Pianisten Brian Marsella. Ihn will er unbedingt nach Feldafing holen - der Künstler hat aber noch nicht mal einen Agenten für Europa. "Dann müssen wir das halt selbst machen, es sieht gut aus", meint Sontheim. Bis das so weit ist, werden aber heuer noch vier Konzerte stattfinden. Im neuen Jahr startet das Programm dann am Freitag, 12. Januar, wenn das Upper Austrian Jazz Orchestra unter der Leitung von Christian Maurer gastiert. "Da bin ich jetzt schon gespannt, wie wir diese Bigband auf der Bühne im Bürgersaal unterbringen", sagt Sontheim und lacht. Einfacher wird dies am 17. Februar, wenn der Gautinger Lokalmatador und Keyboarder Ludwig Seuss mit seinem Quintett auftritt: Begleitet von Eddie Taylor (Sax), Titus Vollmer (Gitarre), Tom Peschel (Bass) und Peter Kraus (Schlagzeug) werden dann Blues, Boogie und Zydeco erklingen.

Mit dem Andreas Dombert Trio wird am 17. März einer der profiliertesten Gitarristen der deutschen Jazzszene erwartet, der vor allem für seine Experimente mit elektronischen Einflüssen bekannt ist. Zum Abschluss der aktuellen Saison ist am 14. April im Bürgersaal ein Gastspiel des Quartetts Klaro! vorgesehen: Die Musiker um Altsaxofonistin Karolina Strassmayer und Schlagzeuger Drori Mondlak verbinden die Romantik europäischer Klassik mit der Dynamik des amerikanischen Jazz und den Harmonien zeitgenössischer Improvisation.

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