Musik:Fließende Grenzen

Das Duo Jure Knez überzeugt im Klinikum Starnberg

Von Reinhard Palmer, Starnberg

Während es auf dem Balkan nach wie vor zwischen Serben und Kroaten Spannungen gibt, verweist das Duo Jure Knez (Saxophon/Serbien) und Boris Knežević (Klavier/Kroatien) mit engem Zusammenspiel in Harmonie auf einen anderen, offensichtlich gut gangbaren Weg. Die Musik kenne keine solchen Konflikte, betonte Knežević in der Kapelle des Klinikums Starnberg, wo einmal mehr der Verein "Yehudi Menuhin Live Music Now" einen Auftritt mit seinen Stipendiaten ermöglichte. Im zweiten Teil des Programms spielten die beiden jungen Musiker dann auch noch internationale Folklore, die definitiv alle Grenzen sprengte. Etwa mit dem ungarischen Csárdás ("La pequeña Czarda") aus der Feder des spanischen Saxophonisten Pedro Iturralde. Eine gewisse Friedensbotschaft steckte aber auch im Sirtaki von Mikis Theodorakis durch den legendären Film "Alexis Zorbas", in dem der Tanz alles an Sorgen und Nöten vom Tisch wischte. Gefährlich am Kitsch streifte ein berührend schönes, kroatisches Fischerlied, das mit Einspielungen von Wellenrauschen und Möwenrufen nach hiesigem Gusto doch allzu illustrierend daherkam. Eine ernste Angelegenheit indes das leidvolle mazedonische Liebeslied in orientalischer Harmonik: Die kulturellen Grenzen sind eben fließend.

Musiker vom Balkan gelten als glänzende Musikanten. Auch Knez und Knežević packten schon deftig zu, konnten aber auf ihren Instrumenten auch wunderbar innig-leidenschaftlich singen. Eigenschaften, die sich genauso dem klassischen Programmteil im Sinne der Klangfülle als absolut vorteilhaft erwiesen. Vor allem mit dem Sopransaxophon kam Knez dem weichen Oboenklang sehr nah. Bei Bach in seiner Sonate für Flöte und Cembalo g-Moll erreichten die hohen Lagen aber auch die Anmutung wunderbar schwebender Bachtrompeten. Die Klangsinnlichkeit bekam jedenfalls einen hohen Stellenwert. Wie im folkloristischen Teil erfuhren zwei Sätze aus Piazzollas "Histoire du Tango" eine adäquat freie Gestaltung, insbesondere in der Modellierung der Tempi und deren Übergängen. Ob nun in der nostalgisch-sentimentalen oder in der energisch-temperamentvollen Variante: Die beiden Musiker blieben intuitiv homogen und zeigten dabei einhelliges musikalisches Empfinden.

Obgleich das Saxophon in erster Linie aus dem Jazz bekannt ist, blieb diese Sparte hier weitgehend ausgespart. Aber eben nicht ganz, denn mit dem 3. Satz der "Hot-Sonate" für Altsaxophon und Klavier von Erwin Schulhoff aus dem Jahr 1930 füllte anspruchsvoller Jazz den klassischen Sonatenaufbau. Während Knežević eine solide, pochende Tektonik lieferte, überzeichnete Knez die bluesig angehauchten Schleiftöne behutsam, ganz im Sinne der Dada-Idee Schulhoffs. Schumanns Oboen-Romanze in der Zugabe.

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