Münsing:Wolfratshausen first

Münsing: Sinnbild für die Debatte um den Landkreis-Namen: Auf dem Ortsschild an der Schwabbrucker Straße sind die beiden Städte vertauscht.

Sinnbild für die Debatte um den Landkreis-Namen: Auf dem Ortsschild an der Schwabbrucker Straße sind die beiden Städte vertauscht.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Ein Ortsschild in Münsing gibt den Landkreis-Namen versehentlich falsch an - "zur Befriedung aller Eitelkeiten im Nordlandkreis", scherzt Bürgermeister Grasl. Eine Umbenennung des Kreises in "Münchner Oberland" lehnt er ab

Von David Costanzo, Bad Tölz-Wolfratshausen

Wolfratshausens Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) hatte den Scherz gemacht: Nord und Süd im Landkreis können immer noch nicht so richtig miteinander, besonders die alten Wolfratshauser schmerze der Bedeutungsverlust der Loisachstadt noch immer - dann könne man doch den Namen des Landkreises umdrehen? Wolfratshausen-Bad Tölz? Flößerstadt first ...

Diese verkehrte Welt gibt es. In Münsing steht am Ortseingang am malerischen Waldweg an der Schwabbrucker Straße seit Jahren ein Schild mit der falschen Kreisbezeichnung "Wolfratshausen-Bad Tölz". Münsings Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler) weist darauf hin, ebenfalls augenzwinkernd, "zur Befriedung aller Eitelkeiten im Nordlandkreis". Ernst ist es dem Sprecher der Bürgermeister im Landkreis aber mit seinem Appell zu mehr Zusammenarbeit.

Das falsche Schild steht als Sinnbild für die Diskussion über Nord und Süd im Kreis: Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) hatte im SZ-Interview festgestellt, dass der Doppelname die alte Trennung zementiere und eine Neuschöpfung womöglich mehr zur Einheit beitragen könne. Seine Idee, auch wenn eine Umbenennung ganz und gar nicht zur Debatte steht: "Münchner Oberland".

Der Münsinger Rathauschef Grasl gibt seinem Parteifreund in der Diagnose völlig recht, hält eine Debatte um den Landkreisnamen aber für völlig überflüssig, erst recht den Vorschlag des Landrats. "Oberland ist Oberland", sagt Grasl. "Und München ist München." In seiner Identität müsse sich der Kreis von der Landeshauptstadt abgrenzen. Kaum ein Bürger könnte sich in einer Münchner Bezeichnung wiederfinden. Überhaupt könne man die Frage nach Nord und Süd nicht am Namen festmachen: "Das muss in die Köpfe rein." Grasl stellt gleichzeitig ein Defizit fest: "Es gibt Befindlichkeiten." Zwar sei der Landkreis auf einem guten Weg, die Stimmung hänge aber manchmal von den Persönlichkeiten ab.

Dabei zwängen die großen Themen der Zukunft den Landkreis und alle seine Städte und Gemeinden zur Einheit. Nach der Debatte um die Rettung einer Geburtenstation entweder in Bad Tölz oder Wolfratshausen würden sich schon bald ähnliche Fragen bei der Zukunft des Kreispflegeheims in Lenggries stellen. Die Gremien seien zudem weit davon entfernt, etwa die Wohnungsnot gemeinsam zu lindern. Ein Ausweg könnten Zweckverbände der Gemeinden sein: Im Starnberger Kreis sei der Zusammenschluss für sozialen Wohnungsbau sehr erfolgreich. "Wichtig wären gemeinsame Erfolgsprojekte, die eine ewige Nord-Süd-Debatte vergessen lassen", sagt Grasl - nach dem Ringen um das gemeinsame Hallenbad auch gemeinsame Sporthallen, Lösungen für Verkehrsprobleme, Integration der Flüchtlinge.

Auch die Verwaltungen müssten sich ganz anders organisieren - Fachkräftemangel und immer komplexere rechtliche Fragen zwängen sie dazu. "Das kann nicht jeder alleine schaffen", sagt Grasl. Dafür müssten die Gemeinden aber die Kirchturmpolitik überwinden und die Verantwortlichen die Scheuklappen ablegen - und auch mal Kompetenzen abgeben. "Wir sind absolut stark, wenn wir zusammenhalten." Für ein Wir-Gefühl brauche es die richtige Einstellung, so Grasl: Vielleicht helfe es auch , wenn alle zwischen Icking und Lenggries wieder schätzten, dass sie in einer Region lebten, wo andere Urlaub machten.

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