Münsing:Ein Haufen Ärger

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Hundekot kann gefährlich für Rinder sein, die Plastiktüten verrotten lange nicht: Davor warnen nun Schilder am Starnberger See mit ironischen Botschaften

Von Benjamin Engel, Münsing

Irgendwann haben es Susanne Huber und Simone Klenner kaum noch ausgehalten. Vor allem im Winter war es schlimm. Auf ihren Spaziergängen in St. Heinrich stießen die Münsinger Tourismusvereinsvorsitzende und die Inhaberin einer Pension regelmäßig auf rote Hundekottüten, gehäuft unter Bäumen oder sogar an Ästen aufgehängt. "Ich habe schon 20 Beutel auf einem Haufen gesehen", ärgert sich Huber. Weil die Ausscheidungen der Hunde vor allem bei Rindern gefährliche Krankheiten auslösen können, wollen sie die Halter mit plakativen Schildern auf die Gefahren aufmerksam machen.

Zum Beispiel beim Wassersportcenter Starnberger See in St. Heinrich: Darauf zu sehen ist ein grünes Marsmännchen, das mit einer Greifzange rote Kotbeutel vom Boden aufhebt. Darüber werden die Hundehalter auf Bairisch durchaus derb aufgefordert, die Beutel mit nach Hause zu nehmen und fachgerecht in der Restmülltonne zu entsorgen; sonst würden Außerirdische noch in 1000 Jahren die Tüten finden.

Mit der Aktion will Huber das Bewusstsein für die Gefahren durch Hundekot schärfen. Beim Mähen der Weiden könnten Parasiten aus den Hinterlassenschaften der Hunde in das Futter der Rinder gelangen, sagt sie. Bei Mutterkühen könne es so zu Totgeburten kommen. Das Plastik belaste die Umwelt. "Jeder redet ja von Umweltschutz. Erkranken Kühe, ist das ein gewaltiger wirtschaftlicher Schaden."

Plakativer Appell: Die Münsinger Tourismusvereinsvorsitzende Susanne Huber, Fritz Wagner vom Ambacher Verlag und die Pensionswirtin Simone Klenner (von links) ärgern sich über Hundekotbeutel in der Landschaft. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Entstanden ist die Idee zur Schilder-Aktion bei den Seemadln, einer Gemeinschaft von Unternehmern rund um St. Heinrich, der auch Huber und Klenner angehören. Fritz Wagner vom Ambacher Verlag in Münsing hat die Motive entworfen. Erst einmal werden die Schilder nur im Ort am Südostende des Sees die aufgestellt, etwa an den Parkplätzen der Gasthäuser "Fischerrosl" und "Kleines Seehaus" und beim Campingplatz beim Fischer von Huber selbst. Doch die Initiatoren hoffen darauf, dass möglichst viele Eigentümer weitere aufstellen.

Wie Benedikt Korntheuer von der Geschäftsstelle des Bayerischen Bauernverbands (BBV) in Holzkirchen bestätigt, würde der Hundebandwurm als Auslöser für Totgeburten bei Kühen immer wieder nachgewiesen. Deshalb erarbeite der BB eine Broschüre unter dem Titel "Hund und Kuh auf Du und Du", um für die Gefahren zu sensibilisieren. Die solle an Halter mit dem Hundesteuer-Bescheid verschickt werden. Zusätzlich zum Hundebandwurm könnten auch Salmonellen und weitere Parasiten bei Kühen Krankheiten auslösen. Dass Gemeinden Kotbeutelspender und Mülleimer aufstellten, könne er nur begrüßen. "Wir sind eine Tourismusregion, eine intakte Landschaft ist für alle wichtig."

In Icking hat die Gemeinde im Namen der Landwirte einen Appell verfasst, der sich an Hundehalter richtet. Darin heißt es, dass die Wiesen das Futter der Kühe seien, nicht durch Fußgänger, Hunde und deren Hinterlassenschaften verschmutzt werden sollten.

Der Münsinger Rathaus-Geschäftsleiter Hubert Kühn zweifelt etwas an der St. Heinricher Aktion. Denn es gebe generell so viele Schilder, dass zusätzliche kaum noch jemand wahrnehme. "Verantwortungsvolle Hundebesitzer nehmen die Tüten ohnehin nach Hause mit", sagt er.

© SZ vom 14.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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