Mitten in Weßling:Anziehende Nixe

Die Figur soll die Zierde des Pfarrstadels werden. Natürlich nur als Kultur-Maskottchen

Von wolfgang prochaska

Wenn es eine Gemeinde im Landkreis gibt, die der Kunst sehr nahe steht, dann ist es natürlich Weßling. Das fängt beim Bürgermeister Michael Muther an, der bekanntlich - wenn er Zeit hat - mit seiner Familienmusik Muther auftritt, und hört beim Schauspieler Peter Weiß auf, der sich auch als Gemeinderat in der Kommunalpolitik engagiert und so mancher müden Sitzung die theatralische Würze gibt. Nicht vergessen darf man Anton G. Leitner, der nicht nur Lyriker und Verleger ist, sondern mit seiner Literaturzeitschrift "Das Gedicht" seit mehr als 20 Jahren die deutschsprachige Dichter-Elite in seinem Heft versammelt. Spuren in Weßling haben auch der Architekt Roland von Rebay hinterlassen und diverse Maler, die die Weßlinger Umgebung einfach als anregend empfanden.

Wie weit die Liebe der Weßlinger zu Kunst und Kultur geht, zeigen auch die Skulpturen, die am Weßlinger Seeufer stehen und man muss einschränkend sagen - standen. Denn die hübscheste und alle Aufmerksamkeit auf sich ziehende Plastik, die Nixe, sie steht nicht mehr dort. Das ist schade, hat aber auch einen Grund: Die junge Dame mit den hübschen Beinen, die zusätzlich einen Froschkönig in ihrer rechten Hand hält, ist zum wiederholten Mal beschädigt worden. Das mag daran liegen, dass die Nixe ziemlich sexy ausschaut, was in ihrem Fall heißt: Ihre Erschafferin, die Wörthseer Künstlerin Hildegard Grotewahl, hat sie völlig nackt geformt. Das dürfte in der Vergangenheit so manchen Weßlinger auf dumme Gedanken gebracht haben.

Nun also wird die Bronzeplastik von der Künstlerin wieder repariert und soll danach zurück nach Weßling kommen. Bürgermeister Michael Muther ist sich aber im Klaren, dass ein Standort am Weßlinger See nicht mehr infrage kommt. Die Frage ist nun, wo die hübsche Nixe ohne Gefahr ihre nackte Schönheit zeigen kann? Der Bürgermeister hat bislang noch keinen sicheren Ort gefunden und ist ein wenig ratlos. Das muss nicht sein. Es gibt eigentlich nur eine wirkliche Alternative zum See: Die Figur muss die Zierde des Pfarrstadels werden. Natürlich nur als Kultur-Maskottchen.

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