Das angesagte Tauwetter ist für jeden Wintersportfreund natürlich eine traurige Nachricht. In Weßling werden die Eishockeyfans, die sich in diesen Tagen so richtig in Schwung gebracht haben, ebenfalls betrübt sein. Die Anwohner des Sees werden hingegen - davon darf man ausgehen - aufatmen. Denn das Remmidemmi am vergangenen Wochenende erinnerte schon arg an heiße Sommerwochenenden, an denen alles dicht ist und die Autos kreuz und quer im Gebüsch und im Wald stehen. Mag sein, dass zu dem Massenauflauf ein privater Radiosender aus München beigetragen hat. Radio Gong hatte doch die Frechheit besessen, unter der Rubrik "Die besten Eislaufplätze in München" den Weßlinger See auf Platz 10 zu setzen. Von einer "echten Schlittschuhlauf-Idylle" ist da die Rede. Und weiter heißt es: "Dort kannst Du in herrlicher Landschaft Deine Kreise auf dem Eis ziehen."
Anscheinend wissen die Münchner Radio-Menschen nicht, dass der Weßlinger nichts mehr fürchtet, als Ausflügler aller Art. Erinnert sei an dieser Stelle an den tapferen, aber leider vergeblichen Kampf um den Austritt aus dem Starnberger Tourismusverband. Dabei könnten die Weßlinger stolz auf den zehnten Platz der Empfehlungsliste sein. Immerhin konkurrieren sie mit dem Schlosskanal und dem Schlossrondell Nymphenburg, mit dem schönen Prinzregentenstadion und sogar der Olympia-Eissporthalle. Welche Gemeinde im Umland kann das schon? Dass der See eigentlich fest in der Hand der Eishockeyspieler und Eisstockschützen ist, lassen wir mal bei Seite und bleibt ein Insidertipp. Schließlich hätte es noch schlimmer kommen können. Radio Gong gibt nämlich auch Tipps für die besten Rodelpisten. Die Empfehlungen lauten Wallberg bei Rottach-Egern, Luitpoldpark und Monopteros im Englischen Garten. Man hätte auch noch den Rodelhang in Hochstadt nennen können. Dann wäre erst richtig was los gewesen. Einen Gewinn hat die Sache auf jeden Fall, vor allem verkehrstechnisch: Durch den Ansturm vom Wochenende ist die verengte Weßlinger Hauptstraße sicher bekannter geworden - und damit hoffentlich auch die neue, immer noch verwaiste Umfahrung.