Da war er schon ein bisschen schmallippig, der Mann von der Kreissparkasse, bei der Vorstellung, dass direkt neben seinem schönen Geldautomaten im Eingangsbereich der früheren Filiale in Stockdorf auch ein Automat von der Konkurrenz stehen soll. Das sei etwas ungewöhnlich, meinte er skeptisch. Die revolutionäre Idee stammt von der CSU, und die Gemeinde Gauting will jetzt schauen, ob das möglich ist; schließlich gehört ihr seit Dezember das ehemalige Sparkassengebäude am Harmsplatz.
Dort wurde vor mehr als einem Jahr ein Kunde direkt am Schalter beraten. Und auch die VR-Bank nur ein paar Schritte weiter ist mittlerweile dicht. So wie in Stockdorf passiert es auch in vielen anderen Orten im Landkreis, dass Filialen mangels Nachfrage verschwinden. Das Versprechen, näher am Kunden sein zu wollen, gilt seither eher digital als im wirklichen Leben.
Eine Bank hat einmal mit dem Slogan geworben, sie mache den Weg frei. Versprochen gehalten, könnte man da sagen. Super, sagen sich jetzt die Kunden und machen sich analog mit dem Auto auf den Weg, wenn im Geldbeutel kein müder Euro mehr ist. Von Unterbrunn zum Beispiel nach Gauting, um wenigstens dort noch an Bares zu kommen. Und von all den anderen kleinen Ortschaften, in denen es nicht nur keine Bank oder Post mehr gibt, sondern auch keinen Laden oder Bäckerei mehr, um Geld zu holen oder ein Paket oder Semmeln.
Da ist die CSU-Idee vielleicht gar nicht so dumm, das Undenkbare zu wagen. Einfach mal Grenzen überschreiten, Nähe zulassen, Neues ausprobieren. Einfach mal im Starnberger McDonald's beharrlich einen Whopper bestellen. Beim Augustiner in Wörthsee ein Tegernseer in Auftrag geben. Im Automaten der Kreissparkasse die Kontonummer der Commerzbank eintippen, das Ganze mit der Pin der VR-Bank kombinieren und ein frisches Bündel Bitcoin aus dem Schacht ziehen. Und am Abend im Gautinger Breitwand-Kino "50 Shades of Grey" anschauen und danach in der Abacus-Bar daneben über #meetoo diskutieren. Läuft.