Mitten in Steinebach:Funkmast als Aussichtsturm

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Bisweilen kommen Wörthseer Gemeinderäte auf recht ungewöhnliche Ideen

Kolumne von Christine Setzwein

Die Andechser haben ihren Heiligen Berg, die Feldafinger ihren Kalvarienberg, die Dießener ihren Schatzberg, die Söckinger ihren Galgenberg und die Gautinger ihr Arschbackenbergerl. Ja, den nennt der Volksmund wirklich so, er befindet sich an der Leutstettener Straße und ist im Winter ein beliebter Schlittenhang. In Steinebach steht der Burgselberg, der eigentlich Burgstafelberg heißt. 625 Meter hoch, im Hochmittelalter Standort einer Burganlage, heute ein Bodendenkmal. Donnerbichl wird er auch gerufen, was den örtlichen Trachtenverein zu seinem Namen D'Donarbichler animierte. Ein magischer Ort, sagen viele, weil irgendwann ja auch mal die Kelten in Steinebach waren. Heute befindet sich auf dem Burgselberg ein Trinkwasser-Hochbehälter.

Und vielleicht auch bald ein Mobilfunkmast der Telekom. Dass eine solche Anlage keinen Schönheitspreis verdient, wissen auch die Wörthseer Gemeinderäte. Dass jeder ein Handy hat und der Standort optimal wäre, wissen sie auch. Harald Lossau von den Freien Wählern hat eine pfiffige Idee. Warum nicht einen Aussichtsturm auf dem Burgselberg bauen und die Antenne der Telekom einfach draufsetzen? Eine Win-win-Situation sozusagen. Seinem Antrag hatte Lossau gleich eine Fotomontage angefügt. Beispiele von Aussichtstürmen aus Holz hatte er am Plattensee und im Osnabrücker Hügelland gefunden. Den Preis lieferte er gleich mit: etwa 150 000 Euro kostet so ein Ding.

Die Begeisterung im Gemeinderat hielt sich in Grenzen. Zum einen müsste diesen Turm die Gemeinde auf eigene Kosten bauen. Doch damit nicht genug. Wer heute einen gemütlichen Spaziergang auf den Burgselberg macht, tut das auf einem Trampelpfad. Für Tausende Ausflügler müsste aber ein richtiger Weg angelegt werden, dann braucht es gar Toiletten oder einen Kiosk. Mit der Magie auf dem Burgselberg wäre es ganz schnell vorbei. Dann doch lieber ein bisschen Hexerei mit Funksignalen.

© SZ vom 15.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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