Spät heimgekommen. Nur noch schnell das Auto in die Garage, dann ist Feierabend. Durch den Kopf schwirren schon Bilder vom Abendessen. Letzte Kurve, Einfahrt in den Hof und Stop vor der Garage. Die Scheinwerfer leuchten auf das noch verschlossenen Tor, wie immer. Doch im Rahmen des Garagentors, angestrahlt vom Abblendlicht, sitzt sie: achtbeinig und angriffslustig. Nun, wirklich angriffslustig ist sie vermutlich nicht. Aber wenn man zu den Menschen zählt, die beim Anblick von Spinnen Gänsehaut bekommen und einen kleinen Schrei nicht unterdrücken können, ist jede Nähe zu Arachnoiden ein Angriff auf das Gemüt.
Was also tun? Das Garagentor öffnen erscheint schwierig, dabei müsste man sich der Spinne auf einen Meter Entfernung nähern. Das Auto draußen parken? Ungünstig - die Nächte sind wieder kühl, und Regen ist auch angesagt. Ein hilfesuchender Blick nach links und rechts: keiner unterwegs, der eingreifen könnte. Ein vorsichtiger zweiter Blick auf die Spinne offenbart: Sie ist groß, sehr groß. Dicker Körper und kräftige lange Beine. Schnell wieder wegschauen. Sofort kommen Artikel in den Sinn, die fleißig in den sozialen Medien geteilt wurden. Von neuen Spinnenarten in Deutschland. Eingeschleppt von Urlaubern breiten sie sich in den Städten aus. Das muss zu Hause nachgegoogelt werden. Die Verunsicherung steigt, das Problem mit dem Parken bleibt ungelöst, die Spinne sitzt noch immer. Auch wenn das Tor inzwischen geöffnet ist.
Die Garage kann man nur verlassen, indem man sich eng an der Wand vorbeizwängt - nur wenige Zentimeter an der Spinne vorbei. Ein dritter Blick: Sie sitzt unverändert. Also das Auto möglichst weit links parken und nach einer Kletterübung über die Sitze an der Beifahrertür aussteigen. Nun kann die Garage an der rechten Wand entlang, möglichst weit von dem verhassten Krabbeltier, verlassen werden. So passiert es. Geschafft! Ein letzter Blick nach dem Verlassen der Garage: Die Spinne sitzt noch. Das Tor fällt zu. Beim Schlag verschwindet sie im Dunkeln. Ist das jetzt beruhigend? Erst einmal ins Haus zum Abendessen - und nicht an Morgen denken.