Es ist schon ein paar Jahre her, da brachte die damalige stellvertretende Landrätin Christa Ackermann (FDP) ihren Enkel mit ins Landratsamt. Nicht ,um den Kleinen die architektonische Schönheit des Gebäudes zu zeigen, sondern weil sie Babysitterin war und justament an diesem Nachmittag ein Kreisausschuss stattfand. Ihr Enkel machte sich sehr gut in der Sitzung, hörte aufmerksam zu und verhielt sich absolut korrekt. Mit anderen Worten: Der Bub fühlte sich wohler als so mancher Kreisrat. Die Herrschinger FDP-Politikerin war danach sehr stolz auf ihren Nachwuchs.
An diesem Montagmorgen, in Zeiten streikender Kinderbetreuerinnen, gab es wieder ein besonderes Ereignis: Die SPD-Kreisrätin Julia Ney kam mit dem Kinderwagen in den großen Sitzungssaal des Landratsamts zur Kreistagssitzung. Ney, das muss man wissen, ist nicht irgendwer in der SPD: Sie ist die Starnberger Kreisvorsitzende, sie war Landratskandidatin und sie arbeitet für die SPD-Fraktion im Landtag. Ney hatte ihr süßes Baby mitgebracht, das vor kurzem erst das Licht der Welt erblickt hatte. Nun, die SPD kann ja gut Nachwuchs gebrauchen.
Wer nun erwartet hätte, dass von Seiten der CSU oder der anderen Fraktionen ein paar flapsige Bemerkungen in Richtung Ney und ihrem Baby fallen würden, der wurde eines Besseren belehrt. Weder der immer für Späße aufgelegte CSU-Kreisrat Helmut Wagner noch sein Spezl Max Stürzer sagten einen einzigen Ton. Wenn das kein Beweis für die Kinderfreundlichkeit des Kreistages ist! Sollte sich der Streik der Kindererzieherinnen ausweiten, sei an dieser Stelle als Tipp allen geplagten und verzweifelten Eltern und Großeltern das Kreisgremium ans Herz gelegt. Überhaupt bietet das Landratsamt viele Möglichkeiten der Betreuung. Im Juli zum Beispiel wird es gleich zwei Sitzungen des Kreistags geben. Ihr Kinderlein kommet!