Mitten in Starnberg:Die Tonne weiß alles

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Warum die Diebe, die in Andechs Abfallbehälter geklaut haben, mit Sicherheit bald gefunden werden

Kolumne von Christine Setzwein

Schon komische Leute, die sich da in Andechs tummeln. Nein, damit sind nicht die Mönche auf dem Heiligen Berg gemeint oder die Biojoghurtmacher an der Biomilchstraße. Auch nicht der unvergessene Krater-Edi, seines Zeichens Sprengmeister. Und schon gar nicht die Ökotrophologin auf dem Bürgermeisterstuhl, die jetzt auch schon seit fast zehn Jahren die Geschicke der weltberühmten Gemeinde hoch über dem Ammersee leitet. Nein, komisch sind ganz andere. Denn wer, bitteschön, klaut volle Mülltonnen? Das zumindest berichtete Bürgermeisterin Anna Neppel in der Awista-Versammlung am Mittwoch, zur großen Erheiterung ihrer Verbandskollegen.

Dass volle Tonnen abhanden kommen, hat Awista-Geschäftsführer Peter Wiedemann noch nie gehört, bei leeren komme das schon öfter vor, sagte er. In der Regel können sich die Tonnendiebe aber nicht lange an ihrer Beute freuen. Jedes Gefäß, ob für Altpapier, Rest- oder Biomüll, hat nämlich einen Chip eingebaut, in der Awista-Sprache heißt das "Behälteridentifikationssystem" und ist über GPS verknüpft mit der Awista-Geschäftsstelle in Starnberg. Damit weiß Wiedemann, Herr über fast 113 000 Abfalltonnen, quasi sekundengenau, wann der Andechser, Gautinger, Starnberger oder Tutzinger seine Tonne leeren lässt, wie oft er sie leeren lässt und ob sie überladen ist. Und natürlich auch, ob die Tonne zu der eingespeicherten Adresse gehört. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis das graue, braune oder blaue Gefäß aus Weßling, das irgendwie nach Inning gekommen ist, entdeckt wird.

Kraillings Bürgermeisterin Christine Borst konnte es nicht fassen. "Sie wissen also genau, wann die Familie Borst ihre Biotonne leeren lässt?" fragte sie ungläubig. "Ja", antwortete Wiedemann grinsend. "Wahrscheinlich haben die auch schon Videokameras in die Tonne eingebaut", vermutete der Berger Bürgermeister Rupert Monn, offensichtlich ein Verfechter der Verschwörungstheorie. Richtig ernst genommen wurde dieser Redebeitrag nicht. Aber der Awista sucht gerade einen Datenschutzbeauftragten. Schon komisch, irgendwie.

© SZ vom 07.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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