Mitten in Starnberg:Der Automat muss weg!

Rauchende Gymnasiasten gehen schweren Zeiten entgegen: Bayerns oberster Wächter im Kampf gegen den blauen Dunst hat einen Zigarettenautomaten direkt neben der Schule entdeckt und die Stadt hat umgehend reagiert

Von Peter Haacke

Namen sind ja bekanntlich Schall und Rauch. So haben wir es von der Pike auf gelernt - auch wenn es freilich nicht schaden kann, etwa den Namen des Bundespräsidenten, seiner Lieblings-Bürgermeisterin oder anderen besonders wichtigen Menschen zu kennen. Raucher indes sollten sich vor allem diesen Namen einprägen: Henri Kuntnowitz! Der Mann aus Planegg ist für Nichtraucher so eine Art Jeanne d'Arc im steten Kampf gegen Nikotin. Für alle Veranstalter zwischen Donau und Inn dagegen ist der unentwegte Aktivist gegen den blauen Dunst ein zweibeiniger Schrecken. Denn Kuntnowitz ist Mitglied des Vereins "Pro Rauchfrei", der in seiner Bedeutung für die Menschheit vermutlich mindestens den gleichen Stellenwert haben dürfte wie FDP, WPS, BMS und Bürgerliste zusammen genommen für die Stadt Starnberg. Kuntnowitz jedenfalls wurde schon auf allerlei Volksfesten gesichtet und tat, was ihm seine Bestimmung in die Wiege gelegt hat: Er protestierte bei Volksfesten in Waldkirchen und Röhrnbach, trieb Festwirte in Grafenau, Pfaffenhofen oder Karlsfeld in die schiere Verzweiflung und ließ sogar schon die Polizei gegen aufmüpfige Raucher anrücken.

Jetzt hat er offensichtlich in unmittelbarer Nähe des Starnberger Gymnasiums ein Unding entdeckt: einen Zigarettenautomaten! Der hängt da zwar schon seit gefühlten 30 Jahren, doch der wackere Streiter für saubere Luft mag sich gedacht haben: "Das Ding muss weg." Umgehend informierte er Starnbergs Bürgermeisterin. Eva John machte sich - auch das ein untrügliches Indiz für ihre spontane Tatkraft - sofort selbst ein Bild vor Ort und kam zum Schluss: "Aufgrund der direkten Sichtweite zur Schule und zum Schutz der Jugendlichen haben wir schnell reagiert und an die Tabakfirma appelliert, den Zigarettenautomaten zu entfernen." Der böse Automat an der Leutstettener Straße jedenfalls wird demnächst durch die Tabakwaren-Firma entfernt. Unbekannt ist, wie die der Nikotinsucht anheim gefallenen Gymnasiasten nun darauf reagieren werden. Voraussichtlich werden die älteren Schüler künftig ganz clever einfach nur ein paar Meter weiter gehen: Bei der Tankstelle - übrigens in direkter Sichtweite zur Schule - gibt es nämlich nicht nur Benzin und Diesel, sondern auch Tabakwaren in Hülle und Fülle.

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