Mitten in Starnberg:Bitte lächeln!

Mit der Vernunft ist das so eine Sache. Vor allem bei Autofahrern

Von Otto fritscher

An sich ist der Mensch ja ein vernunftbewagtes Wesen. Was sich etwa darin zeigt, dass er altes Zeugs zum Repair Café bringt, statt es einfach wegzuwerfen. Wenn schon, dann sortenrein sortiert natürlich. Aber es gibt halt auch noch die Seite, die instinktive, die zu unüberlegten Handlungen führt, die kaum abzustellen sind. Jeder Kommunalpolitiker kennt das: einfach mal abschalten, wenn wieder der HuberMaierKrause was zur Energiewende sagt. Oder warum grenzt man auf dem Laufband vor der Supermarktkasse seine Einkäufe mit einem Trennstab ab, auch wenn weit und breit kein anderer Kunde zu sehen ist? Fragen, an denen schon viele Psychologen gescheitert sind. Genauso unerklärlich ist es, warum Gerätschaften, die zur Erhöhung der Verkehrssicherheit dienen sollen, bei bestimmten Zeitgenossen genau das Gegenteil bewirken. Die Smileys, diese Grinsegesichter, die an immer mehr Straßen im Landkreis installiert sind - und mit einem Lachen oder mit nach unten gezogenen Mundwinkeln dem Autofahrer signalisieren, ob er langsam genug dahinschleicht. Zehn dieser Dinger hat Starnbergs Bürgermeisterin Eva John aufbauen lassen. Sie selbst soll mal in der Tempo 30-Zone mit 33 unterwegs gewesen sein - mit dem Fahrrad. Bei manchem Autofahrer löst ein Smiley aber offenbar den gegenteiligen Reflex aus: Mal schauen, wie schnell ich hier durchkomme. Blöd, wenn dahinter eine Radarfalle lauert. Dann kommt man ganz schnell wieder zur Vernunft.

© SZ vom 06.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: