Mitten in Possenhofen:Ärger ums Bonsai-Bäumerl

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Die kürzeren Tage und das unfreundliche Wetter schlagen aufs Gemüt - auch in Possenhofen

Kolumne von ASTRID BECKER

Schön ist sie ja schon, die stade Zeit im Jahr. Also theoretisch. Praktisch hingegen liefert die Adventszeit eine ganze Menge Potenzial für Ärger. Und schuld daran sind die kürzeren Tage und das unfreundliche Wetter. Das behaupten Psychologen schon lange - und die haben eh immer recht. Zum Glück hat die Menschheit in diesen Breitengraden ein probates Mittel gegen das drohende Unheil ersonnen: den Brauch, Städte und Gemeinden mit leuchtendem Zierrat zu schmücken. Auch im Landkreis wurden bereits vielerorts Christbäume montiert, zur Freude aller.

Oder besser gesagt: Fast aller.

Denn die Possenhofener wollten sich heuer gar nicht recht an ihrem, von der Gemeinde gestifteten Baum erfreuen. Zwar handelte es sich um ein echtes Prachtexemplar, eine Nordmanntanne, wie sie nicht schöner gewachsen hätte sein können. Aber eben auch um einen "Schrumpfbaum". Nach Ansicht so manch eines Bewohners des Pöckinger Ortsteils sogar um ein "Bonsai-Bäumerl." Denn das gute Stück maß gerade mal 1,90 Meter. Laut geheimer Vorgaben, die natürlich alle kennen, steht Possenhofen wie all den anderen Pöckinger Ortsteilen aber ein 2,50 Meter großer Christbaum zu. Klar, dass so ein Possenhofener mit allen erdenklichen Mitteln gegen die Schmach der 60 fehlenden Zentimeter vorgehen musste. Sofort wurden die Medien eingeschaltet. Weite Kreise zog der Christbaumskandal. Sogar bis nach München. Also so weit, dass die Gemeinde den Baum dann doch lieber austauschte. Übrigens wieder gegen eine Nordmanntanne aus Iffeldorf.

Die allerdings ist jetzt 60 Zentimeter zu lang. Das werden die Possenhofener aber gar nicht merken. Und schon gar nicht goutieren. Denn der neue Christbaum musste 60 Zentimeter tief in der Erde verankert werden. Das ist übrigens nur in Possenhofen so und nicht neu: Denn auch die erste Tanne maß in Wirklichkeit 2,50 Meter und steckte mehr als einen halben Meter tief in der Erde. Das hat halt niemand gesehen.

Ein Wunder ist das nicht. Denn im vergangenen Jahr hatten Unbekannte den damaligen Christbaum einfach an eine andere Stelle versetzt, weil die ihnen besser gefiel. Doch genau dort gibt es keinen Strom. Und damit eigentlich auch kein Licht. Dafür also jede Menge Dunkelheit. Und was die so alles anrichten kann, ist ja hinreichend bekannt.

© SZ vom 06.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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