Mitten in Pöcking:Ökumene der besonderen Art

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Im Luther-Jahr treffen Playmobil und Lego aufeinander. Eine Grenzüberschreitung

Von Michael Berzl

Manche Gegensätze formieren und erhärten sich über Jahrtausende, die Antagonismen Frau-Mann etwa seit Adam und Eva, oder Katholik-Protestant seit Luther. Weitere unversöhnliche Paarungen sind neueren Datums, aber nicht minder problematisch: Söder-Seehofer etwa oder der tapfere 1860 München auf der einen, der siegreiche FC Bayern auf der anderen Seite. Als Kinder Eisenbahnen noch analog durchs Wohnzimmer fahren ließen und nicht nur digital in Minecraft-Welten auf dem Bildschirm, da gab es die Märklin- und die Fleischmann-Fraktion. Da ging es um mehr als unterschiedliche Spurweiten, das waren Weltanschauungen. Und nicht zu vergessen Lego versus Playmobil.

Hier die bunten Kunststoffklötzchen, aus denen sich Häuser, Fahrzeuge und Schiffe zusammenstecken lassen, dort die Figuren mit Knopfaugen und Lächelmund, die mit Schwertern kämpfen und mit Hammer und Axt bauen können. Anlässlich des Reformationsjubiläums findet nun eine segensreiche Vereinigung dieser beiden Welten statt. An diesem Dienstag ist es exakt 500 Jahre her, dass Martin Luther seine berühmten 95 Thesen veröffentlicht hat, angeblich hingenagelt an eine Kirchentür. Aus diesem Anlass findet ein Jubiläumsreigen nicht nur mit einem Festgottesdienst und Staatsakt in Wittenberg seinen Höhepunkt und Abschluss, sondern auch mit einer Lego- und Playmobilausstellung im evangelischen Gemeindehaus an der Pixisstraße in Pöcking. Mit dem Jubiläum im Sinn haben Kinder mit Manschgerl und Klötzchen biblische Geschichten nachgestellt. Die Ergebnisse sind am Dienstag von 17 bis 18.45 Uhr und am Donnerstag von 10 bis 12 Uhr der Öffentlichkeit zugänglich. Hier werden Gegensätze vereint.

Allerdings waren auch in dem Bereich schon ohne Jubiläumsanlass gelegentlich undogmatische Ansätze zu beobachten. Dass etwa in einer Lego-Burg Playmobil-Soldaten gegeneinander kämpften. Vielleicht sogar mit Unterstützung von Schleich-Dinosauriern und Steiff-Kätzchen das dort eingesperrte Meerschweinchen bewachten. Nix für Puristen. Auf seine Art vielleicht so etwas wie gelebte Ökumene.

© SZ vom 30.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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