Mitten in Herrsching:Sommermelodien am See

Die Gastronomie kümmert sich neuerdings um musikalische Früherziehung

Von matthias pfeiffer

Wer derzeit einen Abendspaziergang an der Herrschinger Seepromenade macht, kann durchaus in den Genuss von Beethoven, Chopin oder Schubert kommen. Wieder einmal hat der Seehof den Musikliebhabern ein Klavier bereitgestellt, auf dem unter freiem Himmel nach Herzenslust die Tasten bearbeitet werden können. Wer Glück hat, kommt in den Genuss eines talentierten Virtuosen. Wenn man Pech hat, erlebt man angeheiterte Andechs-Rückkehrer, die gerade die Welt der Disharmonien erforschen.

Aber so etwas sollte dabei nicht ins Gewicht fallen. Die anderen Herrschinger Gastronomen sollten sich lieber eine Scheibe abschneiden. Schließlich gibt es auch andere Hobbymusiker, die sich in der Öffentlichkeit verwirklichen wollen. Der Andechser Hof könnte den Blasmusikliebhabern eine Tuba zur Verfügung stellen. Das swingt nicht nur, sondern ist auch ein Hingucker. Aber Vorsicht: Bei Regen reinholen, sonst muss das Instrument regelmäßig geleert werden. Sollte das Angebot ankommen, kann man das Instrumentarium getrost erweitern. Es gibt schließlich kaum etwas schöneres als Touristengruppen, die sich zum ersten mal als Blaskapelle versuchen.

Der Gasthof zur Post - allein durch seine aufwendige Inneneinrichtung ein Lokal-Exot - kann diesen Status unterstreichen, wenn draußen ein Didgeridoo oder ein Dudelsack steht. Und warum bietet das La Dolce Vita kein Hackbrett an? Zwischen Pizza Funghi und Espresso ist immer noch Platz für ein Ständchen. Ein paar hundert Meter weiter wartet vor dem indischen Restaurant Ganesha auch schon die Sitar. In der Gemeinde wäre was los, da braucht es gar kein Kulturprogramm mehr.

Außerdem wäre Eltern geholfen, die gerne einen kleinen Mozart daheim hätten, aber nicht das nötige Kleingeld für ein Instrument aufbringen können. Nach den Hausaufgaben geht es mit dem Sprössling zum Seehof, wo er ganz kostengünstig die "Kleine Nachtmusik" üben kann, während Papi sich ein Weißbier munden lässt. Wenn der Nachwuchs seine Sache gut gemacht hat, kann man ihn gleich beim Riva mit einem Eis belohnen. Vielleicht steht dort auch schon ein Schlagzeug zum Dampf ablassen bereit.

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