Mitten in  Herrsching:Schillers Mission im All

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Der Bürgermeister der Ammerseegemeinde will ein Foto seiner Kommune zur Weltraumstation ISS schicken

Von Astrid Becker

Wer vor kurzem in der Bürgerversammlung in Herrsching war, der wird vor einer Tatsache endgültig nicht mehr die Augen verschließen können: Christian Schiller, Bürgermeister der schönen Gemeinde am Ammersee, muss "Star Wars"-Fan sein. Oder so was ähnliches. Na ja, das ist insofern logisch, weil die erste Episode 1977 im Kino lief. "Krieg der Sterne" hieß das damals, zu einer Zeit, die für heutige "Star Wars"-Fans vermutlich so weit weg ist wie für Christian Schiller das Pleistozän. Aber die Zeit ist bekanntlich relativ und im All ohnehin zeitlos - schon allein wenn man bedenkt, wie sehr "Star Wars" die Zeit überdauert hat.

Unbestätigten Gerüchten zufolge soll der damals noch kleine Christian den Film wenigstens hundert Mal gesehen haben. Zumindest vermuten das diejenigen, die von Schillers neuesten Plänen gehört haben: Der Bürgermeister will schon bald seine Bürger zum Stelldichein auf den Sportplatz bitten. Dort sollen sie sich dann aufstellen, wie vor kurzem die Nominierten beim Oscar-Lunch, und sich fotografieren lassen. Aus dem Bild soll dann ein Poster werden, das eine Reise ins All antreten soll.

Genau. Ins All! In die unendlichen Weiten des Universums. Nein, halt, ganz so weit dann doch nicht. Nur bis zur Internationalen Raumstation - und die ist nur 400 Kilometer entfernt. Weit genug aber, um die Erde als Blauen Planeten wahrzunehmen, was übrigens schon bei geringerer Höhe der Fall ist. Aber egal. Jedenfalls wird dort der deutsche Astronaut Alexander Gerst von 2018 an das Kommando übernehmen - und das keineswegs nur im Dienste der Wissenschaft. Es geht um weit Wichtigeres. Gerst begibt sich dorthin, um besagtes Poster der Herrschinger auszupacken und - mit dem Blauen Planeten im Hintergrund - noch ein Foto zu schießen. Dies wird dann zurück auf die Erde geschickt, damit jeder Herrschinger sein Konterfei aus dem Weltraum-Schnappschuss heraus im örtlichen Copyshop vergrößern lassen kann. Kostenlos. Notfalls will Schiller das sogar aus eigener Tasche bezahlen. So hat er es verkündet.

Das muss ihm erst mal einer nachmachen. Während andere Bürgermeister wie Eva John auf Radiowerbung setzen, wieder andere gerade mal über die Redaktionsrichtlinien ihres Gemeindeblatts nachdenken wie Innings Bürgermeister Walter Bleimaier, setzt Schiller in Sachen Marketing ganz auf andere Dimensionen. Zur Seite steht ihm dabei wieder einmal ein Freund, der ESA-Missionsdirektor Roland Luettgens, der Herrschinger Schüler schon mal aus dem All grüßen ließ. Auch er ist Herrschinger. Verwunderlich wäre nun nicht, wenn Gerst auch noch den Auftrag bekäme, das Poster im All zurückzulassen. In den unendlichen Weiten. Es könnte ja gut sein, dass irgendein Außerirdischer es sieht und Lust bekommt, mal die Erde zu besuchen. Zum Beispiel Herrsching.

© SZ vom 14.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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