Frauen wird ja gerne ein gewisser Hang zu Klatsch und Tratsch nachgesagt. Geschwätzigkeit, so meint so mancher Mann, sei sozusagen bei der holden Weiblichkeit naturgegeben. Das aber ist schlichtweg Unsinn. Wer das nicht glaubt, sollte einfach einen Blick in die Vergangenheit werfen. Zum Beispiel ins Jahr 1516, in dem die beiden bayerischen Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. das Reinheitsgebot für Bier erlassen haben. Das mag für die Verfechter sauber hergestellter Lebensmittel damals eine feine Sache gewesen sein. Für die Frauen war es das nicht. Die durften sich nicht einmal in die Nähe eines Braukessels begeben, weil sie ja so unrein waren. Geschweige denn, selbst den Beruf des Braumeisters ergreifen. Und wenn so ein Weiblein dann trotzdem genau wusste, wie man Bier kocht und darüber geredet hätte, oh je. Wenn sie dann auch noch ihren Sud als probates Erkältungsmittel oder gar als stärkende Haarkur voller Stolz angepriesen hätte, puh. So schnell hätte sie nicht schauen können, wie ihr dann ein Pakt mit dem Teufel vorgeworfen worden wäre, was letztendlich nur am Scheiterhaufen enden konnte. Da hieß es besser schweigen.
Da haben es die Frauen heutzutage leichter. Sie dürfen mittlerweile nicht nur den Beruf des Brauers ergreifen, sondern können mit Bier machen, was sie wollen. Darüber reden. Und es sogar trinken. Normalerweise aber nicht am Muttertag. Da haben sie gefälligst zu Hause zu sitzen und bei Kaffee und Kuchen die Basteleien ihrer Kinder zu bewundern. Das kann unter Umständen echt fad sein. Die Väter hingegen, ja, die hatten es bislang gut: An ihrem Ehrentag trafen sie sich mit ihrem Spezl'n, nannten ihren Frauen eine Radtour als Vorwand, um sich dann aber in aller Seelenruhe in irgendeiner Wirtschaft dem Biergenuss hinzugeben. Meist völlig.
Doch jetzt wird alles anders. Weil das Kloster Andechs Mitgefühl gezeigt hat. Diesmal sogar mit den Frauen. Zum 500. Geburtstag des Reinheitsgebots hat es ein Jubiläumsbier gebraut. Wann das zum ersten Mal ausgeschenkt wird? Na, am Muttertag. Also Mädels, nix Bastelstunde im heimischen Wohnzimmer, sondern Wallfahrt auf den Heiligen Berg ist am 8. Mai angesagt. Allerdings nur heuer. Denn im nächsten Jahr steht kein Jubiläum an, also auch keine Pilgertour und kein neues Bier - außer vielleicht, die Damen reden ganz viel drüber. Da könnte sich Geschwätzigkeit mal lohnen. Zumindest für alle Mütter.