Mitten im Landkreis:Alles für die Sicherheit

Warum die Polizei dort blitzt, wo sie blitzt

Kolumne Von Konstantin Kaip

Als Autofahrer, der es hin und wieder eilig hat, kann man an manchen Stellen schon ins Grübeln kommen, was die Geschwindigkeitsbegrenzungen betrifft. Da führen etwa Autobahnen manchmal zweispurig schnurgerade durch die Landschaft, aber wenn der Tacho mehr als 80 Stundenkilometer zeigt, blitzt es irgendwo am Straßenrand, und schon ist man um zahlreiche Euro ärmer und Punkte in Flensburg reicher. Könnte das vielleicht reine Schikane sein, mit stetigen Einnahmen, die in den Kassen der Polizei fest einkalkuliert werden?

Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd hat diesen Verdacht nun endgültig ausgeräumt - und zwar mit einem Verweis auf den deutschen Astronauten Alexander Gerst, der von Kasachstan zu seiner zweiten Mission auf der internationalen Raumstation ISS gestartet ist. "Hat sich schon mal jemand gefragt, warum Alexander Gerst von Baikonur startet", fragt das Präsidium auf seiner Facebook-Seite. Naja, weil dort der Weltraumbahnhof "Kosmodrom" liegt, von dem die ISS-Raketen starten, möchte man meinen. Falsch. Weil es deutlich günstiger ist, sagt die oberbayerische Polizei. "Wäre er uns vor die ,Linse' geflogen, so wäre es eindeutig teurer geworden." Die Polizisten erläutern dann, dass außerorts eben nur 100 Stundenkilometer erlaubt sind, Gerst mit dem Raumschiff Sojus MS-09 jedoch mit 27 900 Stundenkilometern unterwegs ist. Nach Abzug der dreiprozentigen Toleranz wäre demnach ein Bußgeld von 500 000 Euro fällig, Gerst bekäme 1120 Punkte in Flensburg und 70 Jahre Fahrverbot. Außerdem müsste er eine MPU machen lassen. Und sein "fahrbarer Untersatz", der keine Umweltplakette habe, würde auch noch beschlagnahmt, schreibt die Polizei.

Wenn das Polizeipräsidium also wirklich an Rasern verdienen wollte, dann würde es seine Radarfallen nicht an Landstraßen, Ortseingängen und Autobahnen platzieren - sondern vorzugsweise am Flughafen in München. Zwar startet ein Flugzeug mit nur etwa 280 Stundenkilometern - das sind aber immerhin weit mehr als in geschlossenen Ortschaften erlaubt. Bei durchschnittlich mehr als 1000 Flugbewegungen am Tag könnten die Blitzer dort ordentlich Reibach machen. Daran aber ist die Polizei nicht interessiert. Sondern, jetzt wissen wir es, nur an der Sicherheit der Autofahrer.

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