Mineralwasser-Hersteller in Schwierigkeiten:Keltenbrunnen droht zu versiegen

Gestiegene Rohstoffpreise und hohe Energiekosten drohen die Uttinger Mineralquellen zu erdrücken: Dem Unternehmen vom Ammersee droht die Insolvenz. Doch einige haben die Hoffnung auf eine Rettung noch nicht aufgegeben.

Armin Greune

Die unter der Markenbezeichnung "Keltenbrunnen" bekannte Uttinger Mineralquellen GmbH befindet sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Dem einzigen Produzenten von Mineralwasser im weiten Umkreis von München droht nämlich die Zahlungsunfähigkeit: Bis zum 27. Dezember prüft ein vorläufiger Insolvenzverwalter die finanziellen Grundlagen des Betriebs, der insgesamt 23 Mitarbeiter beschäftigt. Zur vor 52 Jahren gegründeten Traditionsfirma gehört neben der Mineralwasserproduktion noch ein Getränkevertrieb mit eigenem Fuhrpark.

Uttinger Keltenbrunnen

Das Mineralwasser "Uttinger Keltenbrunnen" wird aus 50 Meter Tiefe gefördert.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Derzeit laufe der Betrieb ohne Unterbrechung weiter, sagt Alexander Noll, der seit Jahresanfang gemeinsam mit seiner Frau Hilde die Geschäfte des Familienbetriebs führt. Die finanziellen Nöte seien vor allem durch eine Produkterweiterung entstanden, die sich nicht rentiert habe. Vor zwei Jahren begann man damit, 1,5 Liter-Plastikflaschen für Sechserpacks zu befüllen.

Doch mittlerweile seien die Rohstoffpreise für Polyethylenterephthalat (PET) um 25 Prozent gestiegen, zudem machten dem Betrieb höhere Energiekosten zu schaffen. Der Mehraufwand für die großen PET-Gebinde konnte wegen des Konkurrenzdrucks durch große Anbieter nicht an die Kunden weitergeben werden: "Der Marktpreis ist eher noch gesunken", sagt Noll.

Die Hoffnung auf eine Rettung aus der finanziellen Schieflage hat Noll, der Gemeinderat und vormalige Ortsvorsitzende der CSU in Utting ist, noch nicht aufgegeben. Zum einen sei die Produktion von Glas- und kleineren PET-Flaschen nach wie vor rentabel, zum anderen sehe er eine Chance in einer Regionalisierung des Absatzmarkts. Gerade bei einem relativ schweren und niedrigpreisigen Produkt wie Wasser wäre es ökonomisch und ökologisch sinnvoll, die Transportkosten zu minimieren. "Wir führen derzeit sehr viele Gespräche", sagt Noll.

Mit dem erfolgreichen Fruchtsaft-und Mischgetränkehersteller Perger am anderen Ammerseeufer stehe man "schon in einem Austausch". Die Mineralquelle Utting hat im vergangenen acht Millionen Flaschen abgefüllt. Zum Vergleich: Das sind gut zwei Prozent dessen, was der bayerische Marktführer "Adelholzener" absetzen konnte.

Mineralwasser ist bei Keltenbrunnen zu 60 bis 65 Prozent der Schwerpunkt der Eigenproduktion. Es wird aus zwei 50 Meter tiefen Brunnen auf Uttinger Grund gefördert, die dank einer 25 Metern dicken Lehmschicht vor Verunreinigungen geschützt ist, wie Noll erläutert. 1986 habe man die staatliche Anerkennung als Mineralquellle erlangt, 1993 wurde - wieder mit einem Wünschelrutengänger - eine zweite, die Bavaria-Quelle, erschlossen.

Das Uttinger Produkt zählt mit einem Gesamtgehalt von knapp 150 Milligramm/Liter zu den mineralarmen Wassern, die eine Ausspülung von Schadstoffen aus dem Körper erleichtern. Entgegen der landläufigen Meinung kann der Organismus im Wasser gelöste Ionen nicht für seinen Mineralhaushalt verwerten. Für das Uttinger Produkt sprechen zudem sehr geringe Natrium- und Nitratgehalte: Die Analysewerte für Nitrat liegen unter 0,1 mg/l.

Die Wende zu mehr Regionalität hat der Betrieb kürzlich mit einem neuen Marketingkonzept eingeleitet: Auf den Flaschenetiketten ist der Name "Keltenbrunnen" nur noch kleingedruckt zu finden. Dafür stehen "Echt.Uttinger" und "erfrischender Genuss vom Ammersee" im Vordergrund.

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