Mein Tag:Mit Krone und Haarteil

Tutzing: Friseurin 'Haar und Kunst'  Fischerhochzeit Sylvia Reischl

Besonders kunstvolle Trachtenfrisuren arrangiert Friseurin Sylvia Reischl den Damen für die Tutzinger Fischerhochzeit.

(Foto: Nila Thiel)

Fischerhochzeit: Friseurin Sylvia Reischl hübscht am Festsonntag in der Früh Damen auf

Von Manuela Warkocz

Es ist wie bei jeder großen Hochzeit - die weiblichen Gäste wollen am Festtag mit einer besonderen Frisur die Blicke auf sich ziehen. Bei der Tutzinger Fischerhochzeit ist außergewöhnliches Geschick gefragt. Da müssen nicht nur kunstvolle Trachtenfrisuren für Trägerinnen der Fischertracht geflochten werden. Mit dabei ist beim Historienspiel am 2. Juli auch die Entourage des Grafen in Biedermeier-Kostümen. Die Damen sollen eine stilechte Haartracht mit Korkenzieherlocken unter den Schutenhüten bekommen oder Hochsteckfrisuren mit Blumen. Kein Problem für Tutzings Friseurmeisterin Sylvia Reischl. Sie ist versiert in Braut- und Ballfrisuren. Und stellt ihr Können am Festsonntag in den Dienst eines hübschen Gesamtbildes.

Schon um halb sechs früh rückt die erste Kundin mit Haarteil und "Krandl" an, dem Krönchen der Kranzljungfrauen in der Tutzinger Gilde. Dann wird im Halbstundentakt frisiert, gesteckt, gelockt und gesprayt. Mit ihrer Kollegin Elisabeth Demmel hübscht sie am Vormittag fast 20 Frauen auf. Die Braut der Fischerhochzeit, Theresa Feldhütter, wird nicht dabei sein. Die 25-Jährige lässt sich von ihrer eigenen Friseurin zurechtmachen.

Während des Gesprächs klingelt das Telefon. Eine Mutter will noch unbedingt einen Frisuren-Termin Sonntagfrüh für die Tochter. "Tut mir leid. Wir sind voll. Das ist ein bissl kurzfristig", muss die Ladeninhaberin die Anruferin enttäuschen. Wer einen Termin ergattert hat, soll mit gewaschenen Haaren kommen, individuelle Haarteile, Hüte und Blumen mitbringen. "Alles andere wie ausreichend Haarnadeln haben wir natürlich", versichert die 47-jährige Geschäftsfrau. Die gebürtige Unterfränkin führt den Salon Haar & Kunst seit dem Jahr 2000 in Tutzing. Schon bei den Fischerhochzeit 2005 und 2011 hat sie Hand angelegt bei den Frisuren. Bislang hat sie für dieses Engagement auf freiwillige Spenden der Kundinnen für einen guten zweck gesetzt. "Ds hat nicht so gut funktioniert", musste Reischl feststellen. Jetzt bittet sie pro Frisur am Fischerhochzeitstag um 25 Euro. Der Gesamterlös soll einem Projekt des Silbermond-Musikers Alfons Hasenknopf für missbrauchte und misshandelte Kinder zugute kommen. Mit Sicherheit wird die ganze Mädels-Gesellschaft im Salon schon zu früher Stunde viel Spaß haben. Prosecco und Brezn soll es als Stärkung geben, und um die Hochzeitsgäste zünftig auf das Fest einzustimmen. Reischl will den Laden extra passend dekorieren. Weil am Freitag und Samstag vor der Fischerhochzeit auch noch viele Abitur-Bälle stattfinden, für die sich die Absolventinnen ausgefallene Frisuren machen lassen, steht ihr ein arbeitsreiches Wochenende bevor. Wenn sie Sonntagmittag den Lockenstab aus der Hand legt, will sich die Frisörin mit Bekannten selbst ins Getümmel in Tutzing stürzen. In einem Fischerdirndl, das Sophie Greinwald, Schwester der Fischerbraut 2011, Kathi Greinwald, entworfen hat. Das könnte ebenso wenig Regen vertragen wie die meisten der aufwendigen Frisuren. Einzig die verheirateten Gildefrauen sind da fein raus. Sie sind mit ihren Bramerl, mit Otterfell eingefassten Stoffhauben, oder hohen Otterfellmützen auf dem kopf einigermaßen geschützt.

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