Mein Tag:Künftig sonntags frei

Gauting: Verabschiedung ev. Pfarrer Günter Riedner

Günter Riedner war elfeinhalb Jahre Pfarrer in Gauting. Jetzt wird er Leiter des theologischen Prüfungsamts.

(Foto: Nila Thiel)

Der evangelische Pfarrer Günter Riedner verlässt Gauting

Von Blanche Mamer, Gauting

"Sie können doch nicht einfach gehen, jetzt kurz vor meiner Konfirmation. Sie haben mich getauft und ich dachte, dass Sie mich auch konfirmieren. Das hat mir vor kurzem eine Jugendliche gesagt", erzählt Pfarrer Günter Riedner . Sie ist nicht die Einzige, die ihm dieser Tage erklärt, dass sie traurig ist, weil ihr Pfarrer von der evangelischen Christuskirche in Gauting geht. Zum 1. Februar 2017, nach elfeinhalb Jahren, wird er sich von den evangelischen Gläubigen verabschieden und somit heuer ein letztes Mal gemeinsames Weihnachten feiern.

"Es ist typisch für uns Pfarrer, dass sich der Glaube an der Person orientiert", sagt Riedner. Der promovierte Theologe übernimmt keine neue Gemeinde, sondern geht in die Zentrale, zum Landeskirchenamt München. Er wird Leiter des theologischen Prüfungsamtes. "Das ist nicht nur ein Bürojob, die Aufgabe ist auch mit vielen Reisen verbunden, doch sonntags habe ich frei. Das wird eine ganz neue Erfahrung", sagt der 58-Jährige und lacht.

Er habe sich beworben, weil er für die letzten Jahre seiner Tätigkeit eine neue Herausforderung brauche. Da seine erste Bewerbung gleich erfolgreich war, sei es sicher die richtige Aufgabe. "Es wird etwas ganz Neues sein. Denn ich war 30 Jahre lang mit Leib und Seele Pfarrer." Eigentlich gebe es das ungeschriebene Gesetz, dass evangelische Pfarrer alle zehn Jahre in eine andere Gemeinde wechseln, damit das Gemeindeleben lebendig bleibe. Er hat sich in Gauting immer sehr wohl gefühlt. Die Kirchengemeinde ist sehr aktiv, die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Gremien sehr gut und es gibt viele sehr engagierte Leute, zählt er auf. Auch die Ökumene ist stark, zudem liebt er die von Theodor Fischer erbaute Christuskirche, die ganze Anlage mit Pfarrhaus, Walter-Hildmann-Haus, Kindergarten und Jugend-Café.

"Meine beiden Töchter sind hier aufgewachsen. Ihre Jugend ist eng mit dem Pfarrhaus verbunden, doch nun haben beide ihr Studium beendet und gehen weg. Sie finden es jedoch nicht so gut, dass ich, ihr Vater, ihre Heimat aufgebe", erzählt er. Gauting kann jedoch Heimat bleiben, denn er wird weiterhin hier wohnen und nach München zum Landeskirchenamt pendeln. "Wir haben ein Häuschen gemietet. Meine Frau wollte gern hier bleiben, ihren Freundeskreis behalten und ihren Arbeitsbereich", sagt der scheidende Pfarrer, der bereits begonnen hat, seine Bücher zu sortieren. Seine Frau, Carola Riedner, Palliativmedizinerin und Psychoonkologin, wird also auch in Zukunft gut erreichbar bleiben für die Ehrenamtlichen und die Patienten des von ihr mitbegründeten Ambulanten Hospizdienstes Gauting.

Eine einschneidende Erfahrung der letzten Zeit war, dass vor Ostern zwischen zwei Gottesdiensten, alle Abendmahl-Geräte gestohlen wurden - im Wert von 30 000 Euro. Die Polizei gehe von einer osteuropäischen Bande aus. Mit Bolzenschneider im Rucksack reingehen, das Schloss knacken, den Rucksack vollräumen und in fünf Minuten sind sie wieder draußen. "Wir hatten nichts mehr, doch wir konnten uns die sakralen Objekte der katholischen Kapelle im Marienstift ausleihen, die zwischenzeitlich im Altenheim Maria-Eich gelagert wurden. Wir haben dann einen Wettbewerb an der Akademie für bildende Künste in Nürnberg ausgeschrieben. So haben wir etwas Gutes daraus gemacht." Riedner wird offiziell am Sonntag, 22. Januar, verabschiedet. Nach sechs Monaten wird ein Nachfolger eingesetzt.

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