Mein Tag:Der Stodfragg aus Minga

Tutzing: RH Fischerhochzeit

Moderator Wilfried Hauer

(Foto: Nila Thiel)

Wilfried Hauer geleitet die Gäste als Moderator durch die Fischerhochzeit

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Hochzeitsfieber? Wilfried Hauer winkt ab. Für den g'standenen Tutzinger Hotelier ist es diesmal am ersten Juliwochenende schon die dritte Fischerhochzeit, die er als Moderator mit launigen Sprücherl begleiten wird. Weil er in die seit 1555 ortsbekannte Fischerfamilie der "Greinwald am Resch" eingeheiratet hat, also kein gebürtiger Tutzinger ist, tritt Hauer als "der Stodfragg aus Minga" auf. Ein Strizzi und Hallodri. "Ich darf die Leut' auch anschießn", freut er sich.

Er wolle ja keinem auf die Füße treten, sagt der 69-Jährige im freundlichen Frühstücksraum des Hotels "Reschen" nahe am Seeufer. "Aber des is halt a bissl a zache Gschicht", bis der Fischersohn Michael Gröber nach den Napoleonischen Kriegen die Bierbichler-Tochter vom anderen Seeufer nach Hause führt. Also übersetzt Hauer nicht nur Ausdrücke wie "Potschamperl", die mit den Franzosen nach Bayern kamen und sich hier in eigener Weise eingebürgert haben. Der Moderator schaut auch, dass sich 30 Schauspieler, 300 Statisten und die erwarteten 10 000 Besucher rechtzeitig bei den jeweiligen Schauplätzen im Ort einfinden. Im Ablauf am Samstag und am Sonntag behält er den Überblick. Gerade noch rechtzeitig bemerkte er 2011, dass der Kutscher am Polterabend einfach die Braut stehen ließ und losfuhr. Die Kuh, die hinter dem Kuchlwagen mit der Brautaussteuer hinterher trottet, sorgte 2006 für Aufsehen. Sie besudelte im Festzug das weiße Kleid einer direkt hinter ihr agierenden Lehrerin samt Schülerschar. Sie hatte den Schaden, Hauer sorgte für den Spott. "Aber die Dame hat's mit Humor genommen", versichert er.

Gewissenhaft bereitet sich der gelernte Toningenieur auf seine Rolle vor. In seiner jahrzehntelangen Zusammenarbeit beim Hörfunk mit Regisseuren und Schauspielern hat er sich einiges abgeschaut. Er legt Wert auf gepflegtes Münchnerisch - "des stirbt ja leider aus". Im Festkomitee kümmert er sich um die Akustik. 900 Besucher im Festzelt, Geschirrgeklapper - sein Horror. Als Moderator der Tutzinger Faschingsbälle und bei Seifenkistlrennen weiß Hauer, worauf es ankommt. So hat er zu seinem Headset immer noch ein zweites Mikrofon als Ersatz in der Hosentasche. Dass die Familie zum Gelingen der Fischerhochzeit beiträgt, hat Tradition. Vor zwei Dingen graust es dem Moderator allerdings: Texthänger, weshalb er als einziger mit Manuskript auftritt. Und Blasen in seinen Haferlschuhen. "Die zieh' ich nur alle fünf Jahr' zur Fischerhochzeit an." Fersenpflaster muss her, um das Festwochenende durchzustehen.

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