Medizin:Notaufnahme in Nöten

Die Grippewelle, Knochenbrüche nach Skiunfällen und die Überlastung der Münchner Kliniken stellen die Krankenhäuser in Starnberg, Seefeld und Gräfelfing vor Herausforderungen

Von Christian Deussing, Starnberg

Eine Grippewelle und viele Knochenbrüche setzen die Ärzte und Krankenschwestern in den Notaufnahmen des Klinikums Starnberg und im Krankenhaus Seefeld unter enormen Druck. Die Situation verschärft sich nun sogar, weil Notfallaufnahmen in Münchner Kliniken derzeit auch wegen Personalnot völlig überlastet sind und Rettungsdienste die Patienten ins Umland bringen müssen - zum Beispiel nach Starnberg und Seefeld. Das passiere jetzt täglich, berichtet Armin Schenn, ärztlicher Leiter der zentralen Notfallaufnahme in der Kreisstadt. Aber noch habe man zum Glück niemanden abweisen müssen.

Um dies jedoch schaffen zu können, muss die Organisation funktionieren. Trotzdem seien bereits bis zu 15 Prozent an Überstunden in seiner Abteilung angefallen, so Schenn. Bei zu großem Andrang müssten auch Ärzte von den Stationen einspringen. Vieles sei zudem eine Sache der Logistik, die so gut funktioniere, dass noch kein Dienstplan komplett umgeschmissen werden musste - trotz krankheitsbedingter Ausfälle von Mitarbeitern.

Dass eigenes Personal selbst von der Grippe oder Erkältungen erwischt wird, bereitet vor allem dem ärztlichen Leiter der Wolfart-Klinik in Gräfelfing, Claas Hohmann, Probleme. Die Notfall-Abteilung sei geschwächt, gleichzeitig gebe es viele Skiunfälle und Brüche als chirurgische Klinik zu behandeln, sagt er. Aber noch gebe es Kapazitäten, "wir schaffen es gerade noch."

Notaufnahme im Klinikum Starnberg

Die Notaufnahme in Starnberg. Das Archivbild zeigt Nicole Huber mit ihrer Tochter Magdalena, die gestürzt war, und Notärztin Christina Cleve.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Von einer winterlichen "Hochkampfzeit" mit vielen Infarkten und schweren Infektionen spricht Achim Rotter, ärztlicher Direktor der Schindlbeck-Klinik in Herrsching. Aber man sei sehr gut auf die Notfälle vorbereitet und habe mit der "hohen Belastung" gerechnet. Zudem sei das "Qualitätsmanagement" wichtig, also ökonomisch zu handeln und dennoch die beste Versorgung zu gewährleisten. Der Chefarzt ist überdies froh, dass es trotz fünf Prozent höherer Fallzahlen gelungen sei, bisher keine "Gangbetten" aufstellen zu müssen. Rotter verweist auch auf das "hervorragende Netz" von niedergelassenen Ärzten, die mit ihrer Behandlung auch die Notfallambulanzen entlasteten.

Dazu dürfte unter anderem Ursula Mahr-Göding in Gauting gehören, deren Wartezimmer in diesen grippigen Tagen mit Patienten oft sehr voll ist. Die praktische Ärztin rät dazu, sich vitamin- und eiweißreich zu ernähren und jetzt wegen der Ansteckungsgefahr größere Ansammlungen möglichst zu meiden - zum Beispiel in der S-Bahn zu fahren. Diese sei ein "typischer Ansteckungsherd", sagt die Medizinerin.

Die gravierenden personellen Engpässe in Münchner Großkliniken kennt Regine Hahn, Chefärztin in der Chirurgischen Klinik Seefeld, aus eigener Erfahrung. Die Situation hier sei aber anders, auch die Patienten zeigten Verständnis für längere Wartezeiten in der Notaufnahme. Noch gebe es Bettenkapazitäten und die Stimmung - auf beiden Seiten - sei gut. "Aber wir haben eben jetzt wahnsinnig viel zu tun", betont die ärztliche Direktorin, bevor die nächste Operation eines Knochenbruchs beginnt.

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