Max-Villa im Ammerland:Verfall eines Denkmals

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Die Proteste waren bislang folgenlos: Die 140 Jahre alte Max-Villa in Ammerland verkommt zusehends. Jetzt will der Ostuferschutzverband öffentlichen Druck ausüben.

Felicitas Amler

Die denkmalgeschützte Max-Villa in Ammerland gerät jetzt in den Blickwinkel einer größeren Öffentlichkeit. Parallel zur Ausstellung Gabriel von Max im Kunstbau des Münchner Lenbachhauses wird in einer Reihe von Expertengesprächen über den Skandal berichtet, dass das Denkmal trotz vieler privater und behördlicher Proteste zusehends verfällt. "Wir hoffen, dass dadurch ein gewisser politischer Druck entsteht", sagt Ursula Scriba, Referentin des Abends und Vorsitzende des Ostuferschutzverbands (OSV).

Die Max-Villa im Ammerland im Zustand des Verfalls. (Foto: N/A)

In der heute 140 Jahre alten Villa lebte der Künstler, Spiritist und Darwinist Gabriel von Max (1840-1915) lange Jahre mit seiner Familie. Das Haus im Gemeindebereich Münsing gilt als ein typisches Beispiel für die berühmten Künstlervillen am Ostufer des Starnberger Sees. Karin Althaus, Kuratorin der deutschlandweit beachteten aktuellen Max-Ausstellung im Kunstbau, nennt es "traurig", dass dieses Denkmal verkomme. "Wenn die Besitzerin das durchzieht, ist es bald fraglich, was man noch erhalten kann", sagt sie. "Das Spannende an der Villa ist ja, dass Max sich so viel wie möglich dort aufgehalten hat."

Das Gebäude ist derzeit im Besitz einer Privatperson, die sich gerichtlich erstritten hat, öffentlich nicht genannt zu werden. Sie hält Kritiker und Aufsichtsbehörden wie das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen seit Jahren damit hin, dass sie angeblich immer neue Gutachter, Architekten und andere Fachleute zu Rate zieht. Zuletzt hatte Generalkonservator Egon Johannes Greipl vom Landesamt für Denkmalpflege im Frühjahr "einen konsensfähigen Entwurf für ein Instandhaltungskonzept" angekündigt. Bisher war dazu aus dem Landesamt nichts Neues zu erfahren.

Um die Bewahrung der Villa bemüht sich seit Jahren der Ostuferschutzverband. Dessen Vorsitzende, die Münsinger Architektin Ursula Scriba, führt beim Expertenabend am Donnerstag, 18.November, im Münchner Kunstbau (19 Uhr) Regie. Mit sieben weiteren Personen werde sie die Bedeutung der Villa erläutern, kündigt Scriba an. Sie selbst werde die Baugeschichte beleuchten. Zitate von Zeitzeugen sollen zeigen, wie das - in Kernstücken wie Kassettendecke und Kamin bereits zerstörte - Innere der Villa aussah. Nachbarn und "alte Ammerländer" wie Christina Freifrau von Laßberg, Ehrenmitglied im OSV, und Peter Maier werden zu hören sein, außerdem OSV-Vorstandsmitglied Florian Müller. Und es werden Bilder vom früheren und Fotos vom heutigen Zustand des Gebäudes innen und außen zu sehen sein. Die aktuellen Aufnahmen seien "schockierend", sagt Scriba.

Das Haus war nach dem Tod von Gabriel von Max' Sohn Colombo 1970 in den Besitz von dessen Nichte Gabriele Stainer-Max übergegangen. Diese habe sich, so Scriba, zwar lebhaft für das Haus eingesetzt, auch für die Aufnahme in die Denkmalliste gesorgt, sich das Denkmal aber finanziell nicht leisten können. So sei erst eine Wohnung, dann eine zweite, schließlich das ganze Gebäude verkauft worden. Das ursprüngliche Vorhaben der neuen Besitzerin, die Villa abzureißen und dort neu zu bauen, scheiterte am Denkmalschutz. Der verhindert andererseits nicht, dass das Haus verkommt. OSV-Sprecherin Scriba sagt nun: "Wir sind einfach deprimiert, weil das Landratsamt immer wieder neue Gründe findet, um nichts zu tun."

© SZ vom 04.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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