Marketing:Der Landkreis erfindet sich neu

Das neue Logo stellt die "Region StarnbergAmmersee" in grünen, blauen und braunen Strichen dar. Nun sollen Unternehmen, Vereine, Kommunen und Institutionen damit ihre Verbundenheit zum Standort zeigen

Von Otto Fritscher, Starnberg

Bekanntlich ist der Landkreis ja auf der Suche nach seiner Identität. Das Ganze nennt sich offiziell Markenbildungs-Prozess, und dieser dauert nun schon gut drei Jahre. Herausgekommen sind bislang die Erkenntnis, dass der Begriff "Fünfseenland" ausgedient hat und durch die "Region StarnbergAmmersee" ersetzt wird, dazu große Stapel Papier, und der Slogan: "Der hochwertigste Lebens- und Wirtschaftsraum in direkter Nachbarschaft einer Weltstadt." Dieser wird von sieben "Marken-Kernwerten" untermauert: wert-schätzend (mit Bindestrich), märchenhaft, innovativ, geistreich, erstklassig, privilegierte Lage gehören dazu. Aber wenn man eine Marke werden will - und das ist ja das ausgegebene Ziel -, dann reichen Worte nicht, es müssen Bilder sprechen. In diesem Fall die neue Wort-Bild-Marke, die in einer Feierstunde am Donnerstagabend im Institut für Robotik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen vorgestellt wurde.

"Das Logo stellt die Region stilisiert aus der Vogelperspektive dar", erklärte Christoph Winkelkötter, Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung (Gwt), die beim Markenprozess federführend ist. Aus sieben Entwürfen hat die Jury das Logo der Stockdorfer Agentur "Creativ3" gewählt. Vier blaue Striche an den beiden Außenrändern symbolisieren den Ammersee und Starnberger See, drei grüne Striche die Landschaft dazwischen. "Die Grün-, Braun- und Blautöne sind aus der Inspiration durch die Landschaft entstanden", sagt Winkelkötter; und Bernhard Sontheim, Vorsitzender des Strategieausschusses bei der Gwt, findet das Logo "einfach modern". Winkelkötter ist es noch wichtig, dass alle Gremien der Gwt die Strich-Landschaft "einstimmig" gebilligt haben. Denn nicht alle Bürgermeister sind - wenn man mit ihnen spricht - davon überzeugt, dass der Landkreis unbedingt eine Marke werden soll.

Oberpfaffenhofen Bildmarke StarnbergAmmersee

Christoph Winkelkötter will die Marke StarnbergAmmersee mit Leben füllen und plant zahlreiche Aktionen.

(Foto: Georgine Treybal)

Wozu also der ganze Aufwand? "Die Regionenmarke vermittelt ein bestimmtes Image und ein Gefühl, das ist wichtig", sagt Sontheim. "Nach innen wie nach außen." Denn die Marke "Region StarnbergAmmersee" soll nicht nur für Marketing und Werbung, etwa auf Messen verwendet werden, sondern auch "hier das Bewusstsein der Bürger für ihre Region stärken", wie Landrat Karl Roth sagt. Heimatstolz hervorrufen also. Das Logo können Firmen, Hotels und Gaststätten, aber auch Vereine und Institutionen aller Art beantragen. Eine Jury entscheidet dann, ob der Antragsteller würdig ist, das Logo auf seinen Produkten, Prospekten oder sonstwo zu verwenden. Es gibt einen Katalog mit zwölf Fragen, von denen mindestens acht positiv beantwortet werden müssen. Es geht darum, ob Firmen etwa "wert-schätzend" mit ihren Mitarbeitern umgehen, oder was sie für den Landkreis leisten. Die Kosten für eine Lizenz belaufen sich auf 250 Euro pro Jahr, Mitglieder des hiesigen Unternehmerverbandes zahlen die Hälfte und Vereine noch weniger. Für die Kommunen ist die Verwendung kostenlos.

Vorbild für den Markenprozess ist Südtirol. Von der Speckpackung bis zur Weinflasche, von Äpfeln bis zum Hotelprospekt ziert das Südtirol-Logo - ein buntes stilisiertes Gebirge - Produkte aller Art. Es habe allerdings zehn Jahre gedauert, bis die Marke auch von den Betrieben in Südtirol angenommen worden sei, erklärte Thomas Aicher, der Südtiroler Markenverantwortliche. Dass sich auch die "Region StarnbergAmmersee" etabliert, dafür sollen "Markenbotschafter" sorgen, die in Oberpfaffenhofen vorgestellt wurden. Etwa Christoph Ballin, Chef von Torqeedo, dem Weltmarkführer bei elektrischen Bootsantrieben aus Gilching. Er steht für den Kernwert "erfinderisch". Andere Botschafter sind Kulturveranstalterin Elisabeth Carr, und Oliver Heine, Chef der gleichnamigen Optotechnik-Firma aus Herrsching; die Botschafterschar soll wachsen. Die Gwt und speziell deren Markenmanagerin Lena Hüttl wollen "der Marke Leben einhauchen". Das wird allerdings nicht immer ganz einfach werden, weiß Hüttel. "Nicht jeder findet das Logo einen Kracher, aber man wird sich dran gewöhnen." Nun sollen die bekannten Firmen wie die Klosterbrauerei Andechs und Bio-Molkerei Scheitz nach dem Wunsch von Winkelkötter die Vorreiterrolle übernehmen.

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Nicht alle werden allerdings begeistert den Begriff "Fünfseenland" über Bord werfen und sich auf die "Region StarnbergAmmersee" stürzen, davon ist Strategieausschuss-Chef Sontheim überzeugt. "Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Matthias Helwig den Namen seines Fünf Seen Film Festivals ändern wird."

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