Mamhofen:Die Gräfin will hart bleiben

Die Eigentümerin von Gut Mamhofen, Stephanie Gräfin Bruges-von Pfuel, möchte keinen weiteren Grund für eine Untertunnelung der Starnberger Westtangente in diesem Bereich zur Verfügung stellen - trotz der vielen Proteste

Von Peter Haacke, Starnberg

Mamhofen

Die Westtangente hat bislang keine Unterführung beim Gut Mamhofen. Dieses erhält eine neue Zufahrt.

(Foto: Nila Thiel)

An den Planungen für die Umfahrung im Westen der Kreisstadt Starnberg wird sich aller Voraussicht nichts mehr ändern. Vertreter des Staatlichen Bauamts Weilheim hatten dem Starnberger Stadtrat am 27. März die Planungen für den von der Stadt gewünschten Bypass im Bereich von Mamhofen präsentiert, die im Gremium jedoch auf Kritik stießen: Die Stadtverwaltung wurde beauftragt, mit Stephanie Gräfin Bruges-von Pfuel, Eigentümerin von Gut Mamhofen, ein weiteres Mal über eine Untertunnelung der künftigen Staatsstraße zu verhandeln. Doch die Haltung der Gräfin ist unverändert: "Ich werde garantiert bei meiner Meinung bleiben", sagte Pfuel auf SZ-Anfrage.

Gräfin Pfuel - seit Mai 2014 Bürgermeisterin der Marktgemeinde Tüßling und Kreisrätin im oberbayerischen Landkreis Altötting - ist eine viel beschäftigte Unternehmerin ohne Berührungsängste. Erst in der Vorwoche hat sie ein Schreiben der Starnberger Stadtverwaltung mit dem Ziel einer weiteren Verhandlung zu eventuellen Grundstücksabtretungen zur Kenntnis genommen. Doch an ihrer Haltung wird das kaum etwas ändern. Mit ihrer Starnberger Amtskollegin Eva John - begleitet von Stadtbaumeister Stephan Weinl - hat sie bereits gesprochen, die Ausbaupläne für die Straße sind ihr bekannt. Die 56-Jährige betont, dass sie bereits Grund für den Bau der Staatsstraße zur Verfügung gestellt hat, darüber hinaus aber kein Interesse an einem "Freizeitpark", wie sie es nennt, in der Nähe ihres Betriebs hat.

Die aktuelle Planung des Staatlichen Bauamts Weilheim sieht eine Verlegung der Zufahrt auf die Staatsstraße vor, eine direkte Querung wird dann nicht mehr möglich sein. Entlang der Straße, auf der Tempo 100 erlaubt sein wird, soll ein Wall aufgeschüttet werden, um Fledermäusen einen ungefährdeten Überflug der Trasse zu ermöglichen und das Gut vor Lärmemissionen zu schützen. Der hiesige Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) hat sich zwar einverstanden erklärt mit einer Alternativ-Radelroute durch den Landkreis (siehe Kasten). Doch wirklich glücklich ist der ADFC nicht mit dem Vorhaben. Umso mehr rumort es in den umliegenden Reitställen: Die Pferdefreunde, die eine Online-Petition gegen das Vorhaben gestartet haben, möchten weiterhin in den Forsten beidseits der Staatsstraße ihrem Hobby nachgehen können. Sie haben ihren Forderungen gegenüber der Stadt mit einer Unterschriftenaktion Nachdruck verliehen.

180417

SZ-Grafik; Quelle: Google Earth Pro

Für Michael Kordon, Leiter des Staatlichen Bauamts Weilheim, wäre eine Unterführung aus bautechnischer Sicht kein Problem. Er hält weitere Verhandlungen mit Gräfin Pfuel jedoch für aussichtslos. "Wir haben hier eine Lösung gefunden, mit der Fußgänger, Radl- und Autofahrer gut leben können", sagt Kordon, "ein sehr vernünftiger Kompromiss." Die Zufahrt aus dem Wald zur Staatsstraße ist weiterhin möglich, die Verkehrssituation werde an dieser ohnehin kritischen Stelle dank besserer Übersichtlichkeit verbessert - auch wenn forst- und landwirtschaftliche Fahrzeuge weiterhin ein Problem darstellen. Kordon hofft darauf, das Projekt ohne zeitaufwendiges Planfeststellungsverfahren bewältigen zu können. Der Zeitplan ist ohnehin knapp, spätestens im November 2018 soll die Verkehrsfreigabe der Westtrasse erfolgen. Voraussetzung dafür ist jedoch die rechtzeitige Einigung mit zwei betroffenen Grundstückseigentümern und die Zustimmung weiterer Beteiligter: Stadt Starnberg, Gemeinde Gauting sowie die Träger öffentlicher Belange.

Als hinderlich für das Gesamtvorhaben "Westumfahrung" könnten sich einige Starnberger Stadträte erweisen, die erhebliche Zweifel am Verhandlungsgeschick von Eva John hegen. Mit kritischem Blick auf bisherige Erfahrungen mit Starnbergs Bürgermeisterin zu Unterredungen mit der Deutschen Bahn, dem bayerischen Innenministerium oder auch "Centrum"-Eigentümer Michael Krenn, soll ein weiteres Mal nachverhandelt werden. Angelika Kammerl (Parteifreie) etwa oder auch einige Vertreter der Bürgerliste wollen direkten Kontakt mit der Gräfin aufnehmen.

Nockherberg 2017

Stephanie Gräfin Bruges-von Pfuel.

(Foto: Stephan Rumpf)

Man darf gespannt sein, was bei diesen Gesprächen herauskommen wird. Gräfin Pfuel jedenfalls macht keinen Hehl daraus, dass sie keinen weiteren Grund für eine Untertunnelung der Staatsstraße abtreten wird. Den Bau eines Radweges entlang der Trasse erachtet sie angesichts der wenigen Nutzerzahlen als kaum belastbare Begründung für eine Enteignung. Pfuel vermutet in der bislang öffentlich bekannt gewordenen Kritik vielmehr eine "ideologische Diskussion", in der auch der Aspekt Neid eine gewichtige Rolle spielen könnte.

Sollte es wider Erwarten zu keiner Einigung kommen, wäre zumindest die aktuelle Planung der Staatsstraße im Bereich von Gut Mamhofen hinfällig; der Verkehr müsste dann weiterhin auf der alten STA 3 rollen. Pfuel indes will sie sich dem Thema und einer weiteren Unterredung nicht grundsätzlich verschließen. "Ich bin gerne bereit zu reden", sagt die Gräfin, "aber ich werde mich nicht beschimpfen lassen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: