Lindauer Autobahn:Wie die ständigen Staus auf der A 96 vermieden werden sollen

Etterschlag A96

170 Mal hat die Höhenkontrolle auf der A96 bisher ausgelöst - und jedes Mal für Staus und Ärger gesorgt.

(Foto: Georgine Treybal)
  • Vermeintlich zu hohe Lastwagen lösen auf der Lindauer Autobahn (A96) vor den Tunneln Etterschlag und Eching regelmäßig halbstündige Sperrungen aus.
  • Auch in der Anrainergemeinde Inning ist die Verärgerung über die Sperrungen zu spüren: "Wir haben die Nase voll."
  • Die Autobahndirektion Südbayern will mit mobilen Höhenkontrollen und Lichtsignalen das Dauerproblem endlich lösen.

Von Christian Deussing, Etterschlag

Es geht wieder um Zentimeter. Doch die erlaubte Grenze von 4,30 Metern ist überschritten. Der Schwertransporter löst vor dem Etterschlager Tunnel auf der Lindauer Autobahn (A 96) die Höhenkontrolle aus, weil der Fahrer laut Polizei "vergessen" hat, seine Ladefläche mit Fertighausbauteilen abzusenken. Der Tunnel wird in Richtung München gesperrt, der morgendliche Berufsverkehr staut sich sechs Kilometer bis zurück nach Windach. Seit der Nachrüstung der Tunnel Etterschlag und Eching vor 13 Monaten wurden in beiden Richtungen bereits 170 Mal die Messkontrollen aktiviert. Die meist halbstündigen Sperrungen nerven Tausende Autofahrer, und auch die Polizei ist verärgert. Jetzt will die Autobahndirektion Südbayern mit mobilen Höhenkontrollen und Lichtsignalen das Dauerproblem endlich lösen.

Hierbei sollen zu hohe Lastwagen rechtzeitig mit Detektoren erkannt und mit Wechselverkehrszeichen aufgefordert werden, die Autobahn vor den jeweiligen Tunneln zu verlassen. Die Arbeiten für das neue Frühwarnsystem könnten möglicherweise im März starten, und zwar auf den Zufahrten der Tunnel vor den Anschlussstellen Wörthsee und Greifenberg. Auch an den Auffahrten - ebenso bei Inning - sollen die Problemlaster erfasst und aufgehalten werden, bevor sie in die Höhenkontrolle auf der A 96 geraten. Das zusätzliche System kann nach Angaben der Autobahndirektion bis zu einer Million Euro kosten.

Die Detektoren und die Schilder für das Ausleiten der zu hohen Schwertransporter könnten nach bisherigen Planungen in vier Monaten installiert sein. Die Direktion geht zudem davon aus, dass die weiteren Anlagen noch im Juli fertiggestellt werden. Sie sollen eben verhindern, dass ein zu hoch beladener Lkw überhaupt erst auf die Lindauer Autobahn einfährt, teilte die Autobahn-Behörde auf Anfrage mit.

Die LED-Warnleitanhänger an den Auffahrten Wörthsee, Inning und Greifenberg haben seit Frühjahr 2017 die nervige Situation nicht entschärfen können. Diese Hinweisschilder hätten "kaum etwas bewirkt", berichtet Heinz Angermeier von der zuständigen Autobahnpolizei. Er ist über die "Schlamperei und Sorglosigkeit" vieler Lkw-Fahrer und Spediteure verärgert. Oft würden herumflatternde Planen - darunter sogar eines Panzerspähwagens - die Höhenkontrollen und somit lange Staus auslösen, klagt Angermeier. Dann sind 180 Euro Bußgeld fällig. Bei zu hoher Ladung müssen die Lkw-Fahrer mindestens 240 Euro zahlen.

Ein Transporter, der Hütten für das Tollwood-Festival anliefern sollte, hatte um 21 Zentimeter zu hoch geladen. Den Negativrekord hält ein Sattelzug, der vor vier Monaten von roten Warnlampen vor dem Echinger Tunnel gestoppt wurde: Die Büsche und Baumstämme hatten bis 4,68 Meter hoch aus dem Gefährt herausgeragt. Gefährlich seien auch ausladende Baggerarme, die Lautsprecher, Brandmelder und die neu installierte Sicherheitstechnik von der Tunneldecke reißen könnten, warnt der Hauptkommissar vor unerlaubt ausgereizten Ladehöhen und Verstößen gegen die Vorschriften.

Aber auch in der Anrainergemeinde Inning ist der Unmut über die ständigen Sperrungen zu spüren. Denn jeder Autofahrer, der ein Navigationsgerät besitzt oder ortskundig ist, fährt rechtzeitig in Inning von der Lindauer Autobahn ab und wählt den Weg mitten durch den Ort. Oder er nutzt die Staatsstraße, die parallel zur Lindauer Autobahn verläuft. Die Folgen für Inning seien "fatal, wir haben die Nase voll", ärgerte sich Bürgermeister Walter Bleimaier schon vor gut zwei Monaten über die Tunnel-Misere. Seinerzeit hatte die Höhenkontrolle schon zum 139. Mal angeschlagen.

Die Autobahndirektion weist stets darauf hin, dass ihr Messsystem einwandfrei funktioniere und es keine Fehlalarme gebe, was auch Videobilder belegten. Es wurde im vorigen Jahr aber auch festgestellt, dass häufig Lastwagen aus der Region zu hoch beladen gewesen sind - und daher die Kontrollen auslösten. Die Direktion schrieb daraufhin nach eigenen Angaben 80 Firmen im regionalen Großraum an, um auf die Verkehrsproblematik hinzuweisen.

Doch es reichte offenkundig nicht aus, die Situation zu entschärfen. Deshalb ruhen nun die Hoffnungen darauf, mit dem neuen Frühwarnsystem die Staufallen vor den Tunneln in den Griff zu bekommen.

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