Starnberger See:Mit der "Marie" zur Roseninsel

Leoni Bootstaufe

Fährmann Stefan Seerieder mit der Taufpatin für die neue Roseninsel-Fähre, Marie von Miller-Moll, die ihren Pudel "Bocci" auf dem Arm hat.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die neue Fähre ist getauft, gesegnet und geweiht worden. Nur einer, der sonst eigentlich immer an den Starnberger See kommt, fehlt: der Heimatminister.

Von Otto Fritscher, Leoni

Sein Name wird nur hinter vorgehaltener Hand genannt. Bayerns Heimatminister Markus Söder, der sonst gerne zu allen möglichen und unmöglichen Terminen an den Starnberger See kommt, ist tatsächlich nicht da; dabei wäre es ein durchaus bemerkenswerter Anlass: eine neue Fähre, die vom Feldafinger Lenné-Park die Besucher zur Roseninsel hinüberbringt, wird schließlich nur alle paar Jahrzehnte eingeweiht. Die Feierstunde findet an diesem regnerischen Montagnachmittag allerdings in Leoni statt, auf der gegenüberliegenden Seite des Sees; schließlich ist das 11,50 Meter lange Boot mit einem Korpus aus Mahagoniholz in der Bootswerft Simmerding gebaut worden.

Die beiden neuen Fährleute Stefan Seerieder und Bernhard Zillner sind sichtlich stolz auf ihre neue Zille, wie eine Plätte in Bayern genannt wird. 30 Passagiere haben auf dem Boot Platz, das dann, kurz bevor ein heftiger Regenschauer niedergeht, von Marie von Miller-Moll auf den Namen Marie getauft werden wird. Doch das ist natürlich nicht genug der Ehre für eine Fähre: Der Brauch verlangt nach der "Heiligen Dreifaltigkeit", wie Seerieder lachend sagt. Das bedeutet: "Gesegnet - getauft - geweiht - erst dann darf die Marie im Lauf dieser Woche ihre erste offizielle Fahrt machen.

Zunächst darf Bergs Pfarrer Piotr Wandachowicz das Boot segnen, dann Marie von Miller-Moll ein Gläschen Sekt über das Boot kippen. Das Zerschmettern einer Flasche haben sich die Fährleute verbeten, damit der auf Hochglanz polierte Lack keinen Kratzer abbekommt. Miller-Moll ist Vorsitzende des Freundeskreises der Roseninsel.

Die Einweihung übernimmt dann Ludwig Gansneder vom gleichnamigen Pöckinger Zimmereibetrieb. "Das ist ein altes Vorrecht der Zimmerer, einem der ältesten Handwerksberufe, so ähnlich wie der Richtspruch bei einem Haus", erklärt Gansneder. "Wir wollten keinen Politiker", sagt Seerieder auf Nachfragen der SZ.

Söder wollte unbedingt dabei sein - und sagte dann ab

Das ist aber, sagen wir, sehr höflich formuliert, denn Markus Söder habe die Veranstalter geradezu "gedrängt", den 30. Mai als Tag der Taufe zu reservieren, damit er auch kommen könne, sagt einer, der es wissen muss. Und dann, vergangenen Freitag, die kurzfristige Absage. Dafür sind die Bürgermeister von Pöcking, Rainer Schnitzler, und Berg, Rupert Monn, gekommen, der sagt, er sei stolz, "so einen Handwerksbetrieb wie Simmerding in Berg zu haben".

In der Tat ist es ein feines Boot geworden, angetrieben von einem Elektromotor mit zehn Kilowatt Leistung. Der größte Unterschied zur Roseninsel, wie die zweite, schon vom Vorgänger verwendete Fährboot heißt, ist offensichtlich: Seerieder und Zillner können die Marie mit einem Steuerrad lenken, das alte Boot wird mittels eines langen Ruders gesteuert. Aus dem Hintergrund betrachtet Werftbesitzer Ernst Simmerding die Bootstaufe. Seine Mitarbeiter, die Zimmerer Felix Huber und Yasmin Gulde, haben seit Januar an dem drei Tonnen schweren Boot gearbeitet, es aus einem Mahagonistamm herausgesägt und herausgehauen, sozusagen. Simmerding hat die Marie auch schon getestet: "Fährt super gerade aus", sagt er.

Einer schaut dem Treiben ganz gelassen zu: Norbert Pohlus, der altgediente Fährmann, der mit seinem Dackel Lilly mehr als 30 Jahre lang die Passagiere zur Roseninsel hinübergeschipppert hat, bevor er im vergangenen Herbst das Ruder aus der Hand gelegt hat. "Nein, ich vermisse nichts", sagt er, und ergänzt: "Aber wenn ich gebraucht werde, helfe ich den Neuen gerne aus. Das ist wie in einer Ehe: Schön wird's erst, wenn man nicht mehr muss, sondern darf."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: