Lektüre:Überall Mord und Totschlag

Zum Gruseln schön: Die Gewässer im Fünfseenland sind voller Leichen, zumindest was die literarischen Neuerscheinungen im Landkreis betrifft.

Kolumne Von Euerem Nepomuk

Leute, ich geb's ungern zu, aber vorgestern hätte ich mir fast in die Hosen gemacht. Bin ich doch in meinem Leichtsinn noch tief in der Nacht auf meinem Mofa am Starnberger See entlang gefahren. Und da war es auf einmal so still - abgesehen vom Knattern meines Töfftöffs natürlich. Neumond, stockfinster, weit und breit keine Menschenseele und ein paar Schritte vom Paradies entfernt: Da ist mir der kalte Schweiß auf die Stirn getreten. Auf einmal schossen mir alle diese Titel in den Kopf: "Mord zur blauen Stunde". "Schwarzgeld". "Schwarze Ufer". "Bürgermeister Hirsch geht baden". "Leichenwasser". "Champagnertod". "Todeströpfchen" . Hinter jedem dieser Buchdeckel stecken grausige Gewaltverbrechen, die sich im Fünfseenland zugetragen haben; ebenso wie in "Kinderland", "Blondinen, Panzer und Moneten", "Die Falle", "Tote Hose", "Tod am Ammersee" und ja: "Fünfzehenland". Dann gibt es noch die Ding, ähhh, Stephanie Schuster, die schon über den zweiten Mord in ihrem Heimatort Pöcking berichtet. Und in Niederpöcking hat Günter Reiß Stoff für gleich sechs Starnberg-Krimis gefunden, darunter "Vier Tote im See", "Seemafia" und "Geheimnis am See".

Ja Freunde, von wegen Bronx oder Caracas - hier ist die gefährlichste Gegend der Welt. Sozusagen der Wilde Westen des 21. Jahrhunderts. Kein Tag vergeht, ohne dass überarbeitete Sheriffs mit neuen Mordopfern konfrontiert werden. Die spült es haufenweise an die Ufer von Würm, Ammer- und Starnberger See, sogar im vermeintlich harmlosen Pilsensee taucht zur "Druidenweihe" eine kopflose Frauenleiche auf. Kein Wunder, dass hier schon 14- und 16-Jährige damit anfangen, den ersten Tutzing-Krimi "15 Tage" zu schreiben. Und was üben die gleichaltrigen Gymnasiasten in Starnberg? "Haus der Mörder" heißt das Stück, dass der Theaterwahlkurs der Mittelstufe gerade aufgeführt hat. Natürlich geht es um "mehr als einen Mord in einem Starnberger Hochhaus", teilt die Schule mit: "Denn die Bühne ist wie das echte Leben."

Ja ist es da ein Wunder, dass ich mich kaum mehr vor die Tür traue! Nachts aber bleib ich jetzt bestimmt daheim - sonst bau ich noch einen Unfall, wenn mir auf meinem Hühnerschreck die Knie schlottern, verspricht

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