Landkreis Starnberg:Bürger strecken die Waffen

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800 Bürger geben Gewehre und Pistolen zurück, das Landratsamt widerspricht dem Innenminister.

Sabine Bader

Im Starnberger Landratsamt will man die Kritik von Innenminister Joachim Herrmann nicht auf sich sitzen lassen. Herrmann hatte im Kommunalausschuss des Landtags moniert, dass in einigen Städten und Landkreisen nach der Verschärfung des Waffenrechts 2009 noch keine Kontrollen vorgenommen worden seien - darunter auch im Landkreis Starnberg. Das sei "nicht in Ordnung", hatte der Minister erklärt. "Wir kontrollieren im Straßenverkehr auch nicht jeden, aber der Einsatz von Kontrollen erhöht das Problembewusstsein." Er werde die Kreisverwaltungsbehörden dazu anhalten, eine Mindestzahl an Überprüfungen vorzunehmen.

Im Landratsamt kann man über die Ausführungen Herrmanns nur den Kopf schütteln. Denn nach Auskunft von Amtssprecher Stefan Diebl ist in den vergangenen eineinhalb Jahren sehr wohl einiges passiert. In der ersten Phase habe man alle Waffenbesitzer angeschrieben und den Nachweis von ihnen verlangt, dass sie ihre Pistolen und Gewehre ordnungsgemäß aufbewahren. Das Amt verlangt laut Diebl auch eine Bilddokumentation, die den Waffenschrank und den Platz zeigt, an dem sich dieser im Gebäude befindet. So könne man bei den nachfolgenden Kontrollen genaue Vergleiche ziehen. "Was dies betrifft, sind wir sicher führend in Bayern", glaubt Diebl.

Mitte 2009 gab es im Landkreis Starnberg 3040 Waffenbesitzer. "Wir haben inzwischen von 98,6 Prozent von ihnen auch den Nachweis, dass die Waffen entsprechend verwahrt werden", so Diebl. Die restlichen 1,4 Prozent seien laufende Verfahren wie Widersprüche oder Klagen. Übrigens ist in den vergangenen eineinhalb Jahren auch die Zahl der Waffenbesitzer stark gesunken - auf 2250. Fast 800 Bürger haben also ihre Gewehre und Pistolen, insgesamt rund 1000, in der Kreisbehörde oder bei der Polizei abgegeben. Vielen davon sei die Investition in neue, den Vorschriften entsprechende Waffenschränke zu hoch gewesen, meint Diebl. Inzwischen gibt es noch 10900 Lang- und Kurzwaffen im Fünfseenland.

Nun beginne Phase zwei, die stichprobenartigen Kontrollen, kündigte Jurist Alexander Schmid am Montag im Kreistag an. Ganz im Gegenteil zu Herrmann sieht er das Fünfseenland an der Spitze aller Landkreise hinsichtlich der Waffenkontrollen. "Der Starnberger Weg ist effektiv und effizient. Wenn man dagegen sofort unangekündigte Kontrollen macht, steht man vor verschlossenen Türen", sagte Schmid. "Wenn der Innenminister diejenigen Landratsämter rügt, die bis dato keine Kontrollen durchgeführt haben, hat er wohl keine Vorstellung, was die Mitarbeiter in diesem Bereich vor Ort geleistet haben", sagte Landrat Karl Roth. Das werde er Herrmann noch schriftlich mitteilen.

© SZ vom 29.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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