Lagerhalle am Gautinger Bahnhof:Vom Backsteinbau zum Backhäusel

Angelika Göschl vor Güterhalle; Von der Güterhalle zum Backhäusl

Aus den Steinen des Lagerhauses beim Gautinger Bahnhof soll ein Backhaus errichtet werden. Angelika Göschl ist dabei, diese Pläne zu konkretisieren.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die alte Lagerhalle am Gautinger Bahnhof wird abgerissen. Davor findet in dem Gütergebäude aber noch ein Abschiedskonzert statt. Die Steine werden nicht entsorgt, sondern wieder verwendet

Von Michael Berzl, Gauting

Vor dem Abriss in ein paar Monaten dient die alte Güterhalle beim Gautinger Bahnhof noch als Konzerthalle. Vier Bands spielen dort am Freitag- und Samstagabend bei freiem Eintritt. Für die Organisatoren vom Kulturspektakel-Team geht damit ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung. Gerade noch rechtzeitig, denn der kleine Backsteinbau soll in den Sommerferien abgebrochen werden. Das Material soll eine neue Verwendung finden. Die Unterbrunner wollen daraus bei ihrem alten Pfarrhof ein Backhaus errichten.

Vor Jahren gab es einmal eine Kunstausstellung in der Güterhalle, der Lions-Club hat den Raum dann als Lager für Flohmarkt-Waren genutzt, währenddessen haben die Organisatoren des Gautinger Kulturspektakels schon lange begehrliche Blicke darauf geworfen. Open-Air-Kino haben sie dort gezeigt, aber nur draußen im Freien, ein Winter-Kult wollten sie dort veranstalten, mussten es aber verlegen. Jetzt dürfen sie endlich hinein. "Als wir von dem Abriss das erste Mal hörten, war für uns klar: Wir müssen diese letzte Chance nutzen", erzählt Mitveranstalter Daniel Leicher. Mehr als 100 Zuhörer dürften kaum hineinpassen, von 17 Uhr an ist jeweils geöffnet. Da mit Regen zu rechnen ist, wird voraussichtlich auch ein Zelt aufgestellt

Als "Die Sache in der Güterhalle", ist das Event auf gelben Flyern angekündigt, die im Würmtal verteilt wurden. Das ist eine Anspielung an "die Sache in der Bahnhofspizzeria"; auch die steht leer und wurde schon für Veranstaltungen genutzt. Es sind eher ruhigere Gigs von Solisten und kleineren Ensembles, die an den zwei Tagen geplant sind. Zum Auftakt am Freitag von 19.30 Uhr tritt der Folkmusiker The Uwster aus München mit seiner Gitarre auf, ehe gegen 21.30 Uhr die Sängerin Anna kommt, die im vergangenen Juli beim Kulturspektakel zu hören war. Am Samstag macht von 19.30 Uhr Düsti mit Acoustic-Pop den Anfang. Es folgt Gipsy Pop mit Zlatko Pasalic und Rüdiger Sinn, die vor allem als Mitglieder der Band Stray Colors bekannt sind. Live-Musik ist bis Mitternacht erlaubt, spätestens um 1 Uhr ist die Veranstaltung zu Ende.

Das war dann wohl die Abschiedsvorstellung. Nach dem Konzert folgt in einigen Monaten der Abriss. Der kleine Backsteinbau an der Zufahrt zum Parkplatz wirkt wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Er steht allerdings künftigen Planungen dort im Weg. Für drei Millionen Euro will die Gemeinde ein Parkdeck mit zwei Ebenen errichten lassen. Die Ausgaben sind 2018 und 2019 eingeplant.

Voraussichtlich in den Sommerferien soll das alte Lagerhaus zerlegt werden. Die nötigen Mittel sind im Haushalt eingeplant: 55 000 Euro für den Abbruch und 5000 Euro für den Aufbau. So günstig ist das nur deshalb machbar, weil die Unterbrunner in bewährter Manier selbst anpacken wollen. "Das machen wir wieder in Eigenleistung. Das wird so schön wie das Feuerwehrhaus, nur nicht so groß", verspricht Hermann Geiger, der im Dorf eigentlich bei allen relevanten Aktivitäten mit dabei ist. Er hat auch schon eine Vorstellung, wie das alt Dachgebälk des Lagerhauses wieder verwendet werden könnte. Die roten Backsteine müssen allerdings unter Putz verschwinden; das hat sich schon herausgestellt. Sonst würde das Backhaus nicht zum denkmalgeschützten Ensemble des Pfarrhauses passen.

Das Projekt treibt Angelika Göschl, die sich um den Betrieb im Pfarrhof kümmert und die Räume für Seminare und Tagungen vermietet, mit Elan und Idealismus voran. Noch ist sie vorsichtig mit Angaben darüber, wo genau das Häuschen einmal stehen soll und wie groß es wird, schließlich sind diese Planungen noch nicht ganz fertig. Auch Kreisheimatpfleger Gerhard Schober, der im alten Pfarrhaus wohnt, und die Kirchenverwaltung sind involviert.

Wie das einmal sein wird, wenn das Backhaus dann im Pfarrhof steht, das kann sich Angelika Göschl aber schon ganz gut vorstellen. Das gemeinsame Backen könnte zu einem geselligen Event werden. Während der Hefeteig geht und wenn die Brote nach dem Backen auskühlen müssen, könnte man dort zusammensitzen und plaudern. "Hitzplotzessen", heißt so etwas im Fränkischen.

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