Kurzkritik:Wunderbar schlüssig

Katharina Teufel und Gabor Lieli beim Kulturkreis Gilching

Von Reinhard Palmer, Gilching

Die instrumentale Kombination aus Harfe und Klarinette ist überaus reizvoll. Ein solches Duo kann homogen zusammenwirken, aber auch farbkräftig kontrastieren. Dass die Harfenistin aus Linz Katharina Teufel und der Klarinettist aus Budapest Gabor Lieli als das Salzburger Duo Klarinette so gewandt mit der Materie umzugehen verstehen, liegt wohl an ihrer Vielseitigkeit wie auch reichhaltigen kammermusikalischen Erfahrung. Lieli gastierte schon mit dem Ventus (Bläser-)Quintett in Gilching. Nun folgte er der Einladung des Kulturkreises zusammen mit seiner Frau in die Aula des Gymnasiums.

Dass die beiden verheiratet sind und sechs Kinder haben, täte hier im Grunde nichts zu Sache, wären da nicht die sechs Miniaturen für Harfe Solo von Teufel selbst, die sie als Charakterstücke über ihre Kinder vorstellte. Vom quirligen Rabauken bis zum sanftmütigen Sinnierer boten die Stücke viel Stoff für Imagination. Als Komponistin zeigte sich Teufel von einer experimentierfreudigen Seite, hatte aber ihre spieltechnischen Möglichkeiten sorgfältig gewählt und zueinander austariert. Schlüssiges und konsistentes Formen zeigte sich auch von der interpretatorischen Seite als Teufels Stärke, so etwa in der malerisch verzaubernden Fantasia von Ibert, aber auch in Bachs Suite BWV 996 (für Laute), wo Emotionen aus einem straffen, oft filigranen Gefüge herausgearbeitet werden mussten.

Originalliteratur für Harfe und Klarinette gibt es im Grunde nicht. Teufel musste also durchweg in die Rolle anderer Instrumente - meist Klavier - oder von Orchestern schlüpfen, während Lieli von den Vorzügen der Originalparts profitierte. Doch selbst in virtuosen Konzertsätzen blieb er der kammermusikalischen Zurückhaltung treu. So erklang das betörende Adagio aus Mozarts Klarinettenkonzert wunderbar schlank und tief beseelt. Lielis warmer, hier samtiger Ton verfehlte dennoch seine Wirkung nicht. Leichter machte es dem Duo der Mozart-Zeitgenosse Krommer im Allegro aus op. 36, wo spritzige Leichtigkeit, Spielfreude und melodiöse Heiterkeit mit Klarinette und Harfe geradezu die optimale Charakterisierung fand. Dem Duo ging aber auch der ätherische französische Charme der Canzonetta op. 19 von Pierné leicht von der Hand. Die vergnügliche Leichtigkeit bezauberte mit Pastellfarben und chansonartiger Melodik. Seine Stärken konnte Lieli indes am besten in Bartóks sechs Rumänischen Tänzen ausspielen. Das Duo Klarinette breitete hier eine wunderbare Atmosphäre aus, die zwischen zigeunerischer wie orientalischer Charakteristik changierte. Auch wenn Carlo della Giacomas Fantasia aus Themen der "Cavaleria Rusticana" von Mascagni mit ihrem dramatischen Verlauf eine imposantere Wirkung erzeugte, hinterließen die Bartók-Tänze in ihrer Tiefgründigkeit doch mehr Emotionen. Lang anhaltender Applaus.

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