Kurzkritik:Bunter Botschaftsabend

Kurzkritik: Mehr Lustspiel als Satire: Claudia Stender, Chris Filser und ein Komparse (v.li.) in "Tschurangrati".

Mehr Lustspiel als Satire: Claudia Stender, Chris Filser und ein Komparse (v.li.) in "Tschurangrati".

(Foto: Arlet Ulfers)

Die Ammersee-Actors geben die Satire "Tschurangrati"

Draußen gehen die Menschen vor die Hunde, drinnen in der deutschen Botschaft gibt's mehr so Luxusprobleme. Butzelmann ist verschwunden, das treue Tier. Die Sekretärin leidet unter Spinnenbissen oder Mückenstichen. Und Mala von Pröbstl, die Dame des Hauses, muss dringend zum Friseur nach München. Aber aus dem Termin wird wohl nichts, obwohl schon Jet und VIP-Dienst bestellt sind. Ja, hat sich in Tschurangrati, dem fiktiven afrikanischen Land, in 24 Jahren denn gar nichts zum Besseren gewendet?

Nein, aber das liegt vor allem an der Inszenierung des Kultstückes durch die neue Theatergruppe Ammersee-Actors. Der Abend in Schondorf ist ein Lehrbeispiel dafür, wie schmal der Grat zwischen böser Satire und gemütlichem Schwank sein kann. "Tschurangrati" lebt nämlich von der Kunst der Schauspieler, und die Amateure haben dem Staraufgebot von 1993 wenig entgegenzusetzen. Claudia Stender als affektierte Sekretärin und Michael Siebert als unfähiger Botschafter ragen noch aus dem Ensemble heraus. Doch Chris Filser, der so viele Rollen spielt, dass er kaum zum Regieführen gekommen sein kann, hat gegen Gerhard Polt keine Chance. Als August Fasnacht gibt er mehr den selbstgefälligen Hallodri als den Zyniker und versenkt einige Pointen. Filsers Modernisierungsversuche sind außerdem nicht zwingend genug, letztlich wird so aus "Tschurangrati" ein bunter Botschaftsabend samt "Putsch-TV". Eines spricht aber trotzdem für diese mit viel Applaus bedachte Truppe: dass sie sich dieses Stück und nicht irgendeinen Bauerntheater-Schmarrn ausgesucht hat.

Weitere Vorstellungen: 24. und 25. November, 20 Uhr, im Schondorfer Gasthof Drexl.

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