Kulturpreis des Landkreises:Mit Fahrradkino und Kettensäge

Nowak erhält Kulturpreis; Kulturpreisverleihung des Landkreises

Ausgezeichnet: die drei Preisträger Elena Carr, Rita Enzinger und Jozek Nowak (von links). Der Bildhauer steht neben einer seiner Holzskulpturen, die eine in Handtücher gehüllte junge Frau abbildet.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Landrat Karl Roth zeichnet den Bildhauer Jozek Nowak, Performancekünstlerin Elena Carr und Ausstellungsmanagerin Rita Enzinger aus und bezeichnet sie als beste Botschafter des Fünfseenlands.

Von Katja Sebald

Es ist der Abend, an dem die Künstler und Kulturschaffenden des Landkreises die Ernte des zurückliegenden Jahres einfahren. Der Abend, dessen Vorbereitung die Kulturreferentin Barbara Beck und ihre Helfer monatelang in Atem hält. Und der Abend, an dem Landrat Karl Roth immer wieder ins Schwärmen gerät über den kulturellen Reichtum der Region und über das besondere Flair, das ihm die Preisträger und ihre Gäste ins Haus tragen: Am Dienstag fand im Sitzungssaal des Landratsamtes die feierliche Verleihung der Kulturpreise 2017 statt. Bildhauer Jozek Nowak aus Pöcking erhielt den Preis für seine Holzskulpturen, die in Starnberg aufgewachsene junge Künstlerin Elena Carr den Kulturförderpreis und die Feldafingerin Rita Enzinger einen Anerkennungspreis für ihr Projekt "Künstler für Senioren".

Wie immer waren nicht nur Kulturschaffende, sondern auch viele Bürgermeister, Kreis- und Stadträte der Einladung gefolgt. Sogar der Bundestagsabgeordnete Michael Kießling war unter den Gästen, lediglich die Starnberger Bürgermeisterin ließ sich von Klaus Rieskamp vertreten. In seiner Rede bezeichnete Landrat Roth die Preisträger als die besten Botschafter für die "Region StarnbergAmmersee", ein Begriff, der das Fünfseenland als Marke ersetzen soll. Die für die Region gefundenen Begriffe "geistreich, erfinderisch, märchenhaft, privilegierte Lage, traditionsreich, naturgesund und erstklassig" verkörpern sie seiner Meinung nach perfekt. Auch zeichnete Roth in einer launigen Aufzählung die düstere Utopie eines Landkreises ganz ohne Künstler und Kulturschaffende.

Dann aber traten die Laudatoren ans Rednerpult: Der Publizist und Galerist Erich Kasberger beschrieb Rita Enzinger als "Kunstbringerin" für die Bewohner des Kreisaltenheims in Garatshausen und "Lichtträgerin", so der Titel einer Skulptur des von ihr verehrten Bildhauers Helmut Ammann. Freilich gleiche das von ihr gebrachte Licht eher einem energetischen Kraftwerk denn einem Öllämpchen, sie sei eine "Kulturpowerfrau", deren Einsatz kaum zu bremsen sei. Sie habe Garatshausen zu einem Ort der Begegnung gemacht und die Kunst zur Medizin.

Elena Carr, die soeben ihr Studium an der Münchner Kunstakademie beendet hat und im Januar nach Wien gehen wird, beschäftigt sich in ihrer Arbeit oftmals mit sozialen und gesellschaftlichen Fragestellungen, denen sie sich von verschiedenen Seiten nähert. Sie arbeitet vorzugsweise in Gruppen auf einer Art "Gemein-Platz". Zu ihren Projekten gehörten eine "Gruppenzwangsjacke", ein "Fahrradkino", eine "Fragenglocke" und das "Gaunerzinkenglücksrad", das sie auch zur Preisverleihung mitbrachte. Das Portfolio zu ihrer Abschlussarbeit war ein "Telefonbuch", in dem sie alle ihre "Komplizinnen und Komplizen" der verschiedenen Projekte aufgelistet hat. Die Laudatio hielt deshalb stellvertretend Lea Wilsdorf, die O-Töne von anderen Komplizen einspielte und zu dem Ergebnis kam: "She's Rock'n'Roll".

Die mit Abstand längste Rede des Abends hielt Michael Praetorius für Jozek Nowak: den schweigsamen Bildhauer, der seine lebensgroßen Figuren mit Kettensäge und Beil aus Pappelholz schneidet. Er sei Bogenschütze und habe eine Tochter, die ein Mathegenie sei, so Praetorius. Außerdem habe er als "Hundeflüsterer" einen Colliemischling mit Abitur gehabt, der telefonieren konnte und ab und zu eine Partie Schach spielte. Und: Der Bildhauer habe ein fotografisches Gedächtnis: "Der schaut dich an, wenn du mit ihm sprichst, dann geht er heim und hackt dich aus dem Stamm raus." Fast ebenso beeindruckend war die musikalische Begleitung durch den 16-jährigen Gitarristen Jakob Mühleisen aus Herrsching - der sicher nicht zum letzten Mal bei diesem Abend dabei war.

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