Kulturgeschichte:Blick in die Vergangenheit

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So könnte ein Krieger der damaligen Zeit wirklich ausgeschaut haben: Dies alles gibt es im Archäologischen Park zu sehen. (Foto: Fuchs)

Der Archäologische Park in Herrsching mit seinen Funden aus Römer- und Bajuwarenzeit wird 20 Jahre alt

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Nur ein paar Schritte sind für die Zeitreise nötig. Ein paar Meter neben den mit Frühlingsblumen geschmückten Gräbern des Herrschinger Friedhofs fügt sich nahtlos der Archäologische Park an. Die Umrisse von 14 Gräbern, die 1982 bei Bauarbeiten gefunden wurden, sind aufgemauert worden, um sie sichtbar zu machen.

Ein 20 bis 25 Jahre alter Mann liegt in Grab 11 bestattet, in Grab 7 fand man ein Kleinkind, dem eine Glaskette mit in das Grab gelegt wurde. Im Zentrum steht aber Grab 9. Hier fanden die Archäologen neben Waffen eine 21-teilige langobardische Gürtelgarnitur aus Silber. Der verstorbene Krieger war 1,90 Meter groß, "eine Seltenheit zur damaligen Zeit", heißt es in der Informationsbroschüre. Skelette und Grabbeigaben sind in der archäologischen Staatssammlung in München eingelagert. Studenten untersuchen derzeit, ob die Menschen miteinander verwandt waren. Die Gürtelgarnitur aus Herrsching ist sogar eines der Paradestücke der Staatssammlung.

In diesem Jahr feiert der Archäologische Park 20-jähriges Jubiläum. Zur Saisoneröffnung bei Aprilwetter drängten sich die Besucher in der kleinen Adelskirche. Die Überreste des kapellenähnlichen Gebäudes stammten aus dem siebten Jahrhundert. Der nachgebildete Boden aus groben Steinen, das Mauerwerk und das reetgedeckte Dach haben aus den Funden ein kleines Denkmal gemacht. Ob die Adelskirche früher tatsächlich so ausgesehen habe, das kann niemand sagen. In Herrsching steht ein der damaligen Zeit nachempfundener Krieger in der Vitrine. Um die Hüften hat er den mit Lederriemen befestigten Gürtelschmuck geschnallt, die Füße stecken in geschnürten Lederstiefeln. "So könnte er tatsächlich ausgesehen haben", mutmaßt Barbara Blankenberg vom Verein für Archäologie und Geschichte. Einige Repliken und Fundstücke sind in Vitrinen ausgestellt. Messgeräte kontrollieren die passende Temperatur und Raumfeuchtigkeit. Vereinsvorsitzender Wolf-Dietrich Hoefer muss immer wieder die Säckchen mit dem feuchtigkeitsabsorbierendem Granulat austauschen. Die Erklärungen entsprechen den wissenschaftlichen Anforderungen. Zum Beispiel die Zeittafeln über Römer- und Bajuwarenzeit und die Beschreibungen der Exponate. Dies hatte die archäologische Staatssammlung genau überprüft, bevor der Leihvertrag für die Ausstellungsstücke verlängert worden war.

Die Ausgrabungsstätte ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Hoefer zeigte die neuen Tafeln und den jüngsten Fund, das römische Badehaus. Im Rahmen der Friedhofserweiterung waren die Überreste des Hypocaustums vor ein paar Jahren entdeckt worden. Die Relikte sind im Erdreich verblieben, die Umrisse wurden mit Nagelfluhsteinen aufgemauert. Vereinsmitglied Gustav Tietze hat auf einer Tafel die Funktionsweise dieser antiken Fußbodenheizung aufgezeigt. Dieser Fund befindet sich mitten im neuen Teil des Friedhofs. Baum- und Urnengräber sind in unmittelbarer Nähe. "Viele Besucher schätzen die Ruhe", erklärte Landschaftsarchitektin Monika Treiber.

© SZ vom 25.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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